Andreas Ernst, nachdem die U21 2009 die Euro­pa­meis­ter­schaft gewonnen hatte, schrieben sie für die WAZ voll­mundig: Ja, Deutsch­land wird bald wieder Fuß­ball-Welt­meister sein.“ Die Mann­schafts­auf­stel­lung lie­ferten sie gleich mit: Hum­mels und Boateng in der Innen­ver­tei­di­gung, Khe­dira als Anführer und natür­lich Özil. Sogar bei Götze, damals ohne Bun­des­li­ga­ein­satz hatten sie recht. Sagen Sie, sind Sie ein Hell­seher?
Nein. Aber ich war damals wirk­lich über­zeugt davon, dass die Jungs groß raus­kommen. Als Sport­re­porter habe ich mich viel mit der U21 beschäf­tigt und mir immer gedacht: Mein Gott, da laufen so gute Jungs rum, die müssen doch bald mal spielen. Man muss sich vor Augen führen, dass das damals die Träsch-Gentner-Huth-Wes­ter­mann-Zeit war, Deutsch­land hatte gerade gegen Nor­wegen ver­loren.

Also haben Sie nicht nur geraten?
Natür­lich nicht. Bei Götze war es sicher auch die Regio­na­lität. Ich arbeite im Ruhr­ge­biet, da fällt einem ein junges Talent aus Dort­mund schneller auf als eins aus Bayern.

Tasci, Gomez und Jansen haben sie 2009 auch eine große Zukunft vor­aus­ge­sagt. Warum waren die nicht dabei?
Gomez wäre sicher nach Bra­si­lien mit­ge­fahren, wenn er nicht so lange ver­letzt gewesen wäre. Und ja, bei Tasci und Jansen lag ich ein­fach daneben, gerade Tasci fand ich aber wirk­lich min­des­tens so gut wie Höwedes oder Boateng.

Warum hatten Sie denn eigent­lich Thomas Müller nicht auf dem Zettel?
Der hatte damals nur vier Bun­des­li­ga­spiele, war auch nicht bei der U21. Den habe ich über­sehen, im Übrigen genauso wie Marco Reus, der 2009 noch in Ahlen spielte.

Den­noch: Die meisten ihrer Vor­aus­sagen sind fast pro­phe­tisch genau. Haben Sie eigent­lich manchmal an den Text gedacht?
Ja, andau­ernd. 2012, als Deutsch­land fast Euro­pa­meister geworden wäre, wollte ich ihn eigent­lich schon selbst her­vor­kramen. Ich habe die letzten fünf Jahre fel­sen­fest zu diesen Spie­lern gestanden. Meine Mei­nung hat sich nicht geän­dert.

Nun wollen wir natür­lich noch wissen, wie die Natio­nalelf in fünf Jahren aus­sieht.
Rie­sige Ver­än­de­rungen wird es nicht geben denke ich. Ich denke, dass Leon Goretzka ein fester Bestand­teil sein wird. Der Junge hat es echt drauf, jetzt ist der Abi­stress auch noch vorbei. Er könnte Schwein­steiger beerben. Also: Neuer, Durm, Hum­mels, Boateng, Höwedes, Khe­dira, Goretzka, Kroos, Reus, Draxler, Götze. Das könnte hin­kommen.

Und wird Deutsch­land 2018 wieder Welt­meister?
Nein, so gut ist die Mann­schaft nun auch nicht. Deutsch­land wird nicht das neue Spa­nien mit Titeln in Serie.