50 Jahre, 50 Spieler: 11FREUNDE lässt die Protagonisten aus fünf Jahrzehnten Bundesliga zu Wort kommen. Wir sprachen mit André Lenz über die Saison 2008/09 und eine Einwechslung gegen den FC Bayern.
André Lenz, in der Meistersaison 2008/2009 wurden Sie beim Stand von 5:1 gegen die Bayern in den Schlussminuten für Diego Benaglio eingewechselt. Felix Magath behauptete nach dem Spiel, das sei so abgesprochen gewesen. Stimmt das?
Das ist richtig. Als Torwart bekommt man ohnehin nicht allzu oft die Chance eingewechselt zu werden. Er hatte im Kopf, mich einzuwechseln, wenn die Möglichkeit besteht. Ich war in der ganzen Zeit ein stets loyaler zweiter Torwart und da wollte er mir die Chance geben, den Sieg auf dem Feld miterleben zu können und die Einwechselprämie zu bekommen.
Also keine Einwechslung eines rachegetriebenen Felix Magath, der seinem alten Verein noch einmal einen reinwürgen wollte?
Nein, das denke ich nicht. In den Spielen zuvor gab es einfach nicht den Spielstand, um den Torwart zu wechseln. Grundsätzlich war das ein sehr schöner Tag für uns alle. Nicht nur für Herrn Magath, sondern auch für den VfL Wolfsburg und jeden einzelnen Spieler. Warum hätte er mich in dem Moment nicht einwechseln sollen? Das Spiel war doch bereits entschieden.
Sie hatten allem Anschein nach ein gutes Verhältnis zu ihrem alten Trainer?
Selbstverständlich. Er wusste, was er an mir hatte. Sowohl als Torwart als auch außerhalb des Platzes. Ich habe seinerzeit einfach verstanden, welche Eigenschaften Felix Magath als Trainer schätzt. Ich habe verstanden, wie er denkt und wusste seine Art zu nehmen. Wenn man als Spieler Disziplin und Ordnung vorlebt, dann versteht man sich auch mit Felix Magath.
Mark van Bommel hat sich bei ihrer Einwechslung lautstark bei der Wolfsburger Trainerbank beschwert, das „könnt ihr nicht machen“. Haben Sie das mitbekommen?
In dem Moment habe ich das nicht mitbekommen. Allerdings kann ich seinen Frust verstehen. Der FC Bayern verliert selten, noch seltener 1:5. Zudem waren die Gegentore von ganz besonderer Qualität, wenn man beispielsweise an das Hackentor von Grafite denkt. Wenn man in dem Moment noch ertragen muss, wie der Ersatztorhüter eingewechselt wird, kommt das schon einer Demütigung gleich. Andersherum, wenn die Bayern 7:1 geführt hätten, hätten sie vielleicht auch ihren Torwart gebracht.
Aber Hand aufs Herz: Wären sie Trainer gewesen, hätten sie, um dem ganzen die Krone aufzusetzen, den Ersatztorhüter eingewechselt?
Natürlich. Wir waren in der glücklichen Situation, Präsente verteilen zu können. Was hätte in dieser Situation die Einwechslung eines Abwehrspielers oder eines Stürmers verändert? Als Trainer hätte ich mir auch eine Besonderheit überlegt.
Wie haben Sie das Tor des Jahres von Grafite erlebt?
Das Tor von ihm passte komplett in dieses Spiel. Wie er an drei, vier Bayern Spielern vorbeigeht, dann auch noch an Rensing, um ihn dann mit der Hacke reinzumachen war unglaublich. Die Bayern tun ihm auch noch den Gefallen und fallen alle um wie die Kegel. Das Spiel sollte genau so laufen, wie es letztlich gelaufen ist.
Ein schönes Gefühl, ausgerechnet die Bayern in der Form zu schlagen?
Ein schönes Gefühl, den FC Bayern überhaupt zu schlagen. In dieser Saison brechen die Bayern so ziemlich alle Rekorde und gewinnen nahezu jedes Spiel. Da freut es einen generell, sagen zu können, gegen eine der besten Mannschaften der Welt gewonnen zu haben – mit 5:1.