Seit 50 Jahren wird in den deutschen Stadien Woche für Woche die Geschichte der Bundesliga fortgeführt. Es wurden Siege gefeiert, Niederlagen bedauert, Tore geschossen und Chancen vergeben. 11FREUNDE lässt die Protagonisten aus fünf Jahrzehnten Bundesliga zu Wort kommen. Wir sprachen mit Fredi Bobic über das Magische Dreieck.
Fredi Bobic, wie ist eigentlich die Magie des Magischen Dreiecks zu erklären?
Ausschlaggebend war, dass Krassimir Balakov zur Saison 1995/96 zum VfB Stuttgart kam. Giovane Elber und ich waren bereits seit einem Jahr da, als Krassimir verpflichtet wurde, war es, als wäre das fehlende Puzzleteil gefunden worden. Ein erfahrener Spieler, der auf uns zwei junge Verrückte aufpasste und ein unglaublicher Vorlagengeber war. Das war aber nur die sportliche Seite der Magie.
Und die andere?
Wir haben uns im privaten Bereich direkt sehr gut verstanden. Noch bevor es fußballerisch lief, hat es privat bereits sehr gut geklappt. Obwohl es sprachlich oft schwierig war.
Elber ist Brasilianer, Balakov Bulgare. Wie haben Sie sich verständigt?
Giovane und Krassimir konnten sich gut auf Portugiesisch unterhalten, da Krassimir zuvor bei Sporting Lissabon gespielt hatte. Giovane und ich redeten Deutsch und mit Krassimir sprach ich Serbokroatisch, das sehr nah am Bulgarischen ist. So konnten wir uns verständigen und unternahmen auch abseits des Platzes viel, gemeinsam mit den Familien. Auf dem Platz kam es durch die drei Sprachen manchmal zu lustigen Situationen, etwa wenn Krassimir aufgeregt auf Giovane einredete – auf Serbokroatisch. Oder mir etwas auf Portugiesisch erzählte. Es kam oft vor, dass wir uns dann auf dem Feld schlapp lachten.
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Auch fußballerisch schienen Sie sich blind zu verstehen.
Das taten wir auch. Ich habe in meiner ganzen Karriere nie wieder ein solches Verständnis gespürt, wie ich es mit Giovane und Krassimir hatte. Jeder wusste immer, wo der andere gerade war. Pässe, Laufwege, selbst wenn man den Ball durch die Beine ließ, stand der andere dahinter. Das war nicht einstudiert, das geschah alles intuitiv. Und vor allem hatten wir viel Spaß dabei.
Das hat man gemerkt. Gibt es für Sie einen besonders magischen Moment des Dreiecks?
Es gab einige unglaubliche Spiele, in denen wir ziemlich aufgedreht haben. Das Pokalfinale, in dem Giovane zwei Tore schoss. Oder der 4:0‑Sieg in Düsseldorf, wo wir drei alle vier Tore machten und vorlegten. Besonders in Erinnerung ist mir aber das Derby gegen den Karlsruher SC am letzten Spieltag 95/96 geblieben.
Warum?
Wir spielten eigentlich keine sonderlich gute Saison, es war viel Theater im Klub. Interessant war vor dem Spiel die Konstellation in der Torjägerliste. Giovane und ich hatten 15 Tore auf dem Konto, ebenso Sean Dundee vom KSC und Jürgen Klinsmann von den Bayern. Ich machte das 1:0, war also kurz vorne. Dundee glich aus und zog damit gleich. Giovane machte das 2:1, womit wir zu dritt vorne waren. Parallel schoss Klinsmann in München ein Tor und wir waren wieder zu viert. Zehn Minuten vor Schluss machte ich dann das 3:1 und führte die Liste alleine an. Die letzten zehn Minuten haben Krassimir und ich dann alles versucht, um Giovane noch ein Tor aufzulegen. Da waren wirklich gute Bälle dabei, aber er hat sie alle versemmelt. Wir haben uns da fast einen Spaß draus gemacht. In einer Situation stand ich frei vor dem Tor und hätte eigentlich selber abschließen müssen. Ich legte aber zu Giovane quer, der den Ball wieder nicht ins Tor bekam.
Das klingt alles nach einem sehr schönen Karriereabschnitt.
Es war eine sehr unbeschwerte Zeit. Wir waren unschuldig. Das Ergebnis war zwar wichtig, der Spaß am Spiel war aber das Entscheidende.
Haben Sie noch Kontakt zu den beiden?
Natürlich. Ich habe mit Krassimir ja bei Burgas zusammengearbeitet. Ich als Manager, er als Trainer. Und zu Giovane habe ich auch immer noch Kontakt. Durch die Distanz mal mehr mal weniger. Aber wenn wir uns sehen, egal wie viel Zeit verstrichen ist, brauchen wir höchstens drei Sekunden und dann ist alles wie früher.
Also ist aus dem Magischen Dreieck eine Freundschaft fürs Leben geworden?
Ganz genau.