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Fredi Bobic, wie ist eigent­lich die Magie des Magi­schen Drei­ecks zu erklären?
Aus­schlag­ge­bend war, dass Kras­simir Balakov zur Saison 1995/96 zum VfB Stutt­gart kam. Gio­vane Elber und ich waren bereits seit einem Jahr da, als Kras­simir ver­pflichtet wurde, war es, als wäre das feh­lende Puz­zle­teil gefunden worden. Ein erfah­rener Spieler, der auf uns zwei junge Ver­rückte auf­passte und ein unglaub­li­cher Vor­la­gen­geber war. Das war aber nur die sport­liche Seite der Magie.

Und die andere?
Wir haben uns im pri­vaten Bereich direkt sehr gut ver­standen. Noch bevor es fuß­bal­le­risch lief, hat es privat bereits sehr gut geklappt. Obwohl es sprach­lich oft schwierig war.

Elber ist Bra­si­lianer, Balakov Bul­gare. Wie haben Sie sich ver­stän­digt?
Gio­vane und Kras­simir konnten sich gut auf Por­tu­gie­sisch unter­halten, da Kras­simir zuvor bei Sporting Lis­sabon gespielt hatte. Gio­vane und ich redeten Deutsch und mit Kras­simir sprach ich Ser­bo­kroa­tisch, das sehr nah am Bul­ga­ri­schen ist. So konnten wir uns ver­stän­digen und unter­nahmen auch abseits des Platzes viel, gemeinsam mit den Fami­lien. Auf dem Platz kam es durch die drei Spra­chen manchmal zu lus­tigen Situa­tionen, etwa wenn Kras­simir auf­ge­regt auf Gio­vane ein­re­dete – auf Ser­bo­kroa­tisch. Oder mir etwas auf Por­tu­gie­sisch erzählte. Es kam oft vor, dass wir uns dann auf dem Feld schlapp lachten.

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Auch fuß­bal­le­risch schienen Sie sich blind zu ver­stehen.
Das taten wir auch. Ich habe in meiner ganzen Kar­riere nie wieder ein sol­ches Ver­ständnis gespürt, wie ich es mit Gio­vane und Kras­simir hatte. Jeder wusste immer, wo der andere gerade war. Pässe, Lauf­wege, selbst wenn man den Ball durch die Beine ließ, stand der andere dahinter. Das war nicht ein­stu­diert, das geschah alles intuitiv. Und vor allem hatten wir viel Spaß dabei.

Das hat man gemerkt. Gibt es für Sie einen beson­ders magi­schen Moment des Drei­ecks?
Es gab einige unglaub­liche Spiele, in denen wir ziem­lich auf­ge­dreht haben. Das Pokal­fi­nale, in dem Gio­vane zwei Tore schoss. Oder der 4:0‑Sieg in Düs­sel­dorf, wo wir drei alle vier Tore machten und vor­legten. Beson­ders in Erin­ne­rung ist mir aber das Derby gegen den Karls­ruher SC am letzten Spieltag 95/96 geblieben.

Warum?
Wir spielten eigent­lich keine son­der­lich gute Saison, es war viel Theater im Klub. Inter­es­sant war vor dem Spiel die Kon­stel­la­tion in der Tor­jä­ger­liste. Gio­vane und ich hatten 15 Tore auf dem Konto, ebenso Sean Dundee vom KSC und Jürgen Klins­mann von den Bayern. Ich machte das 1:0, war also kurz vorne. Dundee glich aus und zog damit gleich. Gio­vane machte das 2:1, womit wir zu dritt vorne waren. Par­allel schoss Klins­mann in Mün­chen ein Tor und wir waren wieder zu viert. Zehn Minuten vor Schluss machte ich dann das 3:1 und führte die Liste alleine an. Die letzten zehn Minuten haben Kras­simir und ich dann alles ver­sucht, um Gio­vane noch ein Tor auf­zu­legen. Da waren wirk­lich gute Bälle dabei, aber er hat sie alle ver­sem­melt. Wir haben uns da fast einen Spaß draus gemacht. In einer Situa­tion stand ich frei vor dem Tor und hätte eigent­lich selber abschließen müssen. Ich legte aber zu Gio­vane quer, der den Ball wieder nicht ins Tor bekam.

Das klingt alles nach einem sehr schönen Kar­rie­re­ab­schnitt.
Es war eine sehr unbe­schwerte Zeit. Wir waren unschuldig. Das Ergebnis war zwar wichtig, der Spaß am Spiel war aber das Ent­schei­dende.

Haben Sie noch Kon­takt zu den beiden?
Natür­lich. Ich habe mit Kras­simir ja bei Burgas zusam­men­ge­ar­beitet. Ich als Manager, er als Trainer. Und zu Gio­vane habe ich auch immer noch Kon­takt. Durch die Distanz mal mehr mal weniger. Aber wenn wir uns sehen, egal wie viel Zeit ver­stri­chen ist, brau­chen wir höchs­tens drei Sekunden und dann ist alles wie früher.

Also ist aus dem Magi­schen Dreieck eine Freund­schaft fürs Leben geworden?
Ganz genau.