Sotschi zeigt der Schülermannschaft aus Rostow die Grenzen auf, Ludovic Magnin trauert den Zeiten in Bremen hinterher und Eren Derdiyok weiß sogar, wo in Usbekistan die Tore stehen. Hier kommt alles, was ihr am Wochenende verpasst habt.
Im Berner Stade de Swiss, das ab dem 1. Juli wieder Wankdorf Stadion heißen wird, traf am Freitagabend der BSC Young Boys auf die Gäste vom FC Zürich. Zwar ist Fabian Lustenberger mit seinen 32 Jahren definitiv kein young boy mehr, dennoch tritt er seit knapp einem Jahr für den gleichnamigen Verein gegen das runde Leder. Zum Spiel: Zweimal konnten die Gäste aus Zürich in Führung gehen, zweimal war es der kamerunische Stürmer Jean-Pierre Nsame, der zum Ausgleich traf. Und wäre das nicht schon genug, bescherte er den Hausherren in der 85. auch noch den 3:2 Endstand. Freuen durfte sich darüber auch Gianluca Gaudino, Sohn von Maurizio Gaudino, der in der 76. Minute eingewechselt wurde. Zürichs Trainer Ludovic Magnin, der einst für Werder Bremen und den VfB Stuttgart die linke Abwehrseite beackerte, war ob des Spielverlaufs sichtlich enttäuscht.
Ein zweistelliges Ergebnis im Spitzenfußball ist eine Seltenheit, am Wochenende war dies im russischen Badeort Sotchi aber mal wieder der Fall: Der FK Rostow ging mit elf Jugendspielern zwischen 16 und 19 Jahren in das Ligaspiel beim PFK Sotschi, weil die erste Mannschaft des Champions-League-Anwärters wegen sechs Corona-Fällen im Team in Quarantäne geschickt worden war. Im Anschluss an die überraschende Führung der Nachwuchskicker, die seit März nicht mehr trainiert hatten, zerfiel Rostow jedoch in seine Einzelteile und kassierte im weiteren Verlauf ganze zehn Gegentore. Das Torschussverhältnis unterstreicht den Klassenunterschied ebenfalls: 45:2 zugunsten Sotschis. Spieler des Spiels war zweifelsfrei der 17-jährige Denis Popov: Der Torhüter von Rostow wehrte heldenhaft 15 Bälle ab und parierte zudem einen Strafstoß. Ob sich der der FK Rostow jetzt in Young Boys Rostow umbenennt?
Nach der deutlichen Niederlage am vergangenen Mittwoch gegen Manchester City musste sich Arsenal auch am Wochenende gegen Brighton & Hove Albion geschlagen geben. In der zweiten Hälfte bescherte Nicolas Pépé den Gunners zwar die Führung, diese hielt allerdings nur sieben Minuten. Und es kam noch dicker: Stürmer Neal Maupay schoss in der fünften Minute der Nachspielzeit den Siegtreffer für die Seagulls und Torwart Bernd Leno verletzte sich nach einem Zusammenprall in der Luft beim Aufkommen am Knie. Gute Besserung!
Im Gegensatz zu seinem Ex-Verein, dem Hamburger SV, der am Sonntag 1:2 beim 1. FC Heidenheim verlor, konnten Lewis Holtbys Blackburn Rovers am Wochenende mit 2:1 gegen Bristol City gewinnen. Die Rovers schoben sich durch den Sieg an Bristol vorbei und stehen nun auf dem achten Tabellenplatz.
Am Samstag begrüßte der FC Seoul die Mannschaft von Ulsan Hyundai im World Cup Stadium von Seoul, in dem Deutschland bei der WM 2002 den Gastgeber Südkorea im Halbfinale mit 1:0 besiegte. Ulsan Hydundai setzte sich mit 2:0 gegen die Hausherren durch, nicht zuletzt weil der ehemalige Nürnberger Dave Bulthuis die Abwehr der Gäste zusammenhielt. Fun Fact: Seoul startete mit vier Spielern, die den Namen Kim tragen, Ulsan mit drei Männern dieses Namens.
In der durch die Pandemie gebeutelten Stadt Bergamo rollte der Ball am Sonntag erstmals wieder. Die Spieler des ortsansässigen Vereins Atalanta ließen sich die Zwangspause zu keiner Sekunde anmerken und machten dort weiter, wo sie zuvor unfreiwillig aufgehört hatten – beim Toreschießen. Das Nachholspiel gegen Sassuolo gewannen die Norditaliener von Atalanta mit 4:1, womit sie mit 74 Treffern nach 26. Spieltagen den besten Angriff der Liga stellen (über 2,8 Tore im Schnitt pro Spiel). Während Bergamos Robin Gosens über die komplette Distanz auflief, wurde der Sassuolos Jeremy Toljan zur Halbzeit vom Feld genommen.
In Israel fand am Samstag das Derby zwischen Hapoel Tel Aviv und Maccabi Tel Aviv statt. Im Bloomfield-Stadion, das sich die beiden Klubs mit dem Lokalrivalen Bne Yehuda teilen, konnte sich Maccabi mit 2:0 behaupten und somit den ersten Tabellenplatz manifestieren. Maccabis Itay Shechter, der für Kaiserslautern in der Bundesliga auflief, konnte allerdings keinen Treffer zum Sieg beitragen. In Deutschland erlangte er traurige Berühmtheit, weil er zu seiner Zeit bei den Roten Teufeln Opfer antisemitischer Beleidigungen wurde
Auch in Bulgarien wurde am Wochenende Fußball dargeboten: Ludogorez Rasgrads Heimspiel gegen den PFC Beroe Staga Sagora endete mit 2:1. Im Mittelfeld von Rasgrad zog dabei übrigens der Brasilianer Marcelinho die Fäden. Allerdings konnte jener Marcelinho weder mit der spielerischen Finesse noch mit der coolen Frisur des ehemaligen Herthaners Marcelinho aufwarten. Enttäuschend.
Am 5. Spieltag der usbekischen Liga kam es zum Duell zwischen Paxtakor Taschkent und Rivaldos Ex-Verein Bunyodkor Taschkent. Zur Freude von Paxtakors Trainer Shota Arveladse, dessen Zwillingsbruder Archil Arveladse Anfang der 2000er für den 1. FC Köln spielte, ließ Paxtakor nichts anbrennen und besiegte Bunyodkor problemlos mit 5:0. Zu den Torschützen zählte auch der Schweizer Eren Derdiyok, der seine Knipserqualität auch schon bei Hoffenheim und Leverkusen unter Beweis stellen konnte. Traurig und wissenswert zugleich: Bei einer Flugzeugkollision im Jahr 1979 kamen 17 Spieler des damaligen sowjetischen Erstligisten Paxtakor ums Leben.
Während viele Deutsche am Sonntagabend traditionell beim Tatort mitfieberten, kamen Fußballfeinschmecker in der dänischen Superligaen auf ihre Kosten: Vor einer Kulisse von 300 Fans konnte Aarhus den zwischenzeitlichen 1:3‑Rückstand gegen Midtjylland noch in einen Sieg verwandeln. Überragender Mann auf dem Platz war Aarhus‘ Jon Dagur Thorsteinsson, der Ball gleich dreimal über die Linie der Heimmannschaft drückte. Achtung: Den Spieler Thorsteinsson bitte nicht mit der von Neonazis getragenen Kleidungsmarke Thor Steinar verwechseln. Der eine gehört ins Stadion, die anderen nicht.