Als erster prominenter deutscher Fußballspieler bekennt sich Thomas Hitzlsperger zu seiner Homosexualität. Es war ein langer Weg, wie ein Blick auf die vergangenen 40 Jahre zeigt.
Im Oktober 1990 bekannte sich der ehemalige Nottingham-Forest-Superstar Justin Fashanu öffentlich zu seiner Homosexualität, auch weil die »Sun« ihm 80.000 Pfund bezahlte. Dafür machte sie mit der Schlagzeile auf: »Eine Million teurer Fußballstar: ›Ich bin schwul!‹« Sein Bruder hatte ihn zuvor vergeblich angefleht, seine Homosexualität nicht öffentlich zu machen. Er bot Justin ebenfalls 80.000 Pfund dafür, wenn er die Geschichte zurückziehen würde. Sieben Jahre später erhängte sich Fashanu in einer Garage im Londoner East End. Lest hier Fashanus Geschichte »
In Deutschland war Marcus Urban der erste Ex-Profi mit einem Coming-out. In einem Interview mit 11freunde.de sprach der ehemalige Spieler von Rot-Weiß Erfurt über den Wunsch Verbündete zu haben, andere Spieler, die ebenfalls homosexuell sind. Doch »es war alles geprägt von Skepsis und Angst« und der Frage: »Was ist, wenn du dich einem anvertraust, doch die Vermutung falsch war?« Seine Erfahrungen schrieb Urban in dem Buch »Versteckspieler« auf.
Der schwedische Profi Anton Hysen outete sich im März 2011 im Fußballmagazin »Offside«. In 11FREUNDE #114 berichteten auch wir darüber. Hysen gab damals an, es mache ihn wahnsinnig, dass sich kein aktiver homosexueller Spieler bekennen würde: »Es ist wirklich krank, wenn man näher darüber nachdenkt, vollkommen abgefuckt. Wo zum Teufel sind all die anderen?« Hysen steht immer noch beim schwedischen Drittligisten Utsiktens BK unter Vertrag. Lest hier die Geschichte von Anton Hysen »
Der US-Amerikaner Robbie Rogers spielte einst für Leeds United und war einer der Stars seiner Nationalelf. Mitte Februar 2013 gab er auf seiner Homepage seine Homosexualität und sein gleichzeitiges Karriereende bekannt. Er schrieb: »In den letzten 25 Jahren hatte ich Angst. Angst, zu zeigen, wer ich wirklich bin. Angst, dass Verurteilung und Ablehnung mir meine Träume und Ziele verbauen würden.« Und weiter: »Mein Geheimnis ist weg, ich bin ein freier Mann!« Die Resonanz war überwiegend positiv, und Mitspieler und Trainer konnten ihn zu seinem Comeback überreden. Heute spielt Rogers für L.A. Galaxy. Lest hier ein Interview mit Marcus Urban über das Coming-out von Robbie Rogers »
Im September 2012 veröffentlichte die Website des Jugendmagazins Fluter ein Interview des Journalisten Adrian Bechtold. Dieser hatte einen Bundesligaprofi gesprochen, der homosexuell ist. Das Interview wurde als großer Scoop anmoderiert, doch es erzählte in Wahrheit vor allem Altbekanntes. Weil das Interview zudem anonym geführt wurde und nur der Autor den Namen des Interviewten kannte, konnte die Echtheit nie verifiziert werden. In der Folge schlug das Interview hohe Wellen. Die Diskussion zeigte einmal mehr, dass ein Spieler nach einem Coming-out vermutlich nicht die Fans fürchten muss, sondern eine mitunter bizarre Medienhysterie.
Nun bekannte sich Thomas Hitzlsperger zu seiner Homosexualität. In einem interview mit der »Zeit« erklärte er: »Ich habe mich nie dafür geschämt, dass ich nun mal so bin«. Trotzdem seien die Sprüche der Kollegen nicht immer einfach zu ertragen gewesen. »Überlegen Sie doch mal: Da sitzen zwanzig junge Männer an den Tischen und trinken. Da lässt man die Mehrheit gewähren, solange die Witze halbwegs witzig sind und das Gequatsche über Homosexuelle nicht massiv beleidigend wird.« Das Interview erscheint in der morgigen Print-Ausgabe der »Zeit« »