Seine Grätschen waren Kunst, seine Spielweise irgendwo zwischen tasmanischen Teufel und Franz Beckenbauer. Eine Bildergalerie zum Ehrentag von Carles Puyol.
Torwart wollte er eigentlich werden, Carles Puyol i Saforcada, geboren am 13. April 1978 in La Pobla de Segur. Weil sich der junge Puyol zu häufig auf Betonplätzen die Knochen ruinierte, riet ihm sein Arzt, doch Stürmer zu werden. Mit 17 wurde er in La Masia, der legendären Barca-Nachwuchsakademie, aufgenommen. Als Verteidiger. Am 2. Oktober 1999 gab er schließlich sein Debüt in der ersten Mannschaft. Gegner: Real Valladolid. Barca gewann mit 2:0.
Unglaublich, aber wahr: Seit jenem Debüt gegen Valladolid stand Puyol – mit Ausnahme der Spielzeit 2000/01 – in mindestens der Hälfte aller Ligaspiele in der Startformation. Auch international verschaffte sich der Defensivspezialist Respekt, hier grätscht er Liverpools Michael Owen ab. 2001 kürte ihn die Zeitschrift »Don Balón« zum besten Newcomer der Primera Division.
Puyol im Duell mit Herthas Michael Hartmann im März 2000. Zu diesem Zeitpunkt ist er bereits nicht mehr wegzudenken beim FC Barcelona. Wem er auf dem Weg nach oben am meisten zu verdanken hat, verriet Puyol 2009 den Kollegen der »SportBild«: »Wenn du einen Titel in der Hand hältst, schießt dir dein ganzes Leben durch den Kopf. Wem du auf deinem Weg zu diesem Erfolg was zu verdanken hast. Bei mir war es mein Vater, ihm habe ich einfach alles zu verdanken. Alles, was ich bin und was ich erreicht habe. Und deshalb habe ich seiner in diesem Augenblick gedacht.« Puyols Vater, ein Baggerfahrer, starb 2007 bei einem Arbeitsunfall.
»Real Madrid verlangt einem immer alles ab«, sagt Carles Puyol. Er muss es wissen. Bis zum heutigen Tag hat der Innenverteidiger knapp 40 Mal den »Clasico« ausgetragen. Rekord bei Barca.
Puyol, der Nationalspieler. Die WM 2002 war sein erstes großes Turnier. Im Gruppenspiel gegen Paraguay unterlief dem als rechter Außenverteidiger agierenden Barca-Mann ein Eigentor. Spanien gewann trotzdem, zog ins Achtelfinale ein, besiegt dort Irland im Elfmeterschießen und schied schließlich, ebenfalls nach Elfmeterschießen, gegen Gastgeber Südkorea aus. Unser Foto zeigt die letzten Minuten des dramatischen Spiels.
Immer einen Schritt zu spät: 2004 fliegt Spanien schon in der Vorrunde aus dem Turnier. Das letzte Gruppenspiel verlieren Puyol und Co. gegen Figos Portugiesen mit 0:1.
Die ersten Titel: 2005 wird Barca, mit Kapitän Puyol, Meister und Pokalsieger. Der Beginn einer unglaublichen Siegesserie.
Der ganz große Wurf: 2006 gewinnt Puyol mit Barca die Champions League. Dazu kommen die Meisterschaft, der Uefa Super Cup, der nationale Super Cup und die Auszeichnung als »Uefa Verteidiger des Jahres 2006«. Der Mann mit der Fantasie-Frisur ist auf dem Gipfel.
Puyol in typischer Pose, hier rasiert er Franck Ribery im Champions-League-Viertelfinale 2009. Passendes Zitat seines ehemaligen Jugendtrainers Oriol Tort: »Kann sein, dass der Junge viel weniger Talent besitzt als andere, aber was er können muss, wird er schon erlernen. Ich habe aber noch nie einen erlebt, der solchen Ehrgeiz hatte, dazuzulernen.«
Bei der WM 2006 war Spanien noch in Achtelfinale 2006 gescheitert, bei der Euro 2008 holte sich die Mannschaft den Titel. Unser Foto zeigt die Mannschaft vor dem Endspiel gegen Deutschland. Puyol wurde anschließend in die Mannschaft des Turniers gewählt. Nach dem Titelgewinn hatte Puyol noch ein paar warme Worte für die DFB-Elf übrig: »Ich fand, eure Elf war nicht schlecht. Klar, wenn man ein Finale verliert, wird vieles besonders negativ oder kritisch gesehen. Ich kann nur sagen, dass es für uns schwer war, Deutschland zu schlagen, wir mussten ordentlich ackern.« Danke, Carles.
Noch´n Titel: Auch bei der WM 2010 war Spanien nicht zu schlagen. Angeführt von Carles Puyol sicherte sich die Auswahl erstmals in ihrer Geschichte den Weltpokal.
Bitter: Eine Knieoperation verhinderte Puyols Teilnahme an der Europameisterschaft 2012 und damit den nächsten Titel im Briefkopf des Verteidigers.
»Sind Sie Mister Barca?«, wollte 2009 die »SportBild« von Puyol wissen. Antwort: »Nein, dieser Titel gebührt ganz alleine unserem Trainer Josep Guardiola. Er begann 1984 im Verein, hat als Spieler alles gewonnen, war dann Jugendtrainer und ist jetzt unser Chef. Ich dagegen bin nur ein Spieler des FC Barcelona und unglaublich stolz darauf.«
»el tiburón« nennen die Spanier den weit über die Grenzen Barcelona hinaus verehrten Verteidiger. Zu deutsch: »der Hai«, oder auch: »Superman«. Fanden wir bei diesem Foto recht passend.
Herz, Nieren, Leber, Hirn, Lunge und sämtliche andere Organe des FC Barcelona auf einem Bild. Lionel Messi, Andres Iniesta, Puyol, Xavi und zuletzt auch Cesc Fabregas machen den FC Barcelona zu einer der größten Mannschaften aller Zeiten. Die Schlüsselrolle spielt dabei, laut Antreiber Xavi, Carles Puyol: »Carles ist der wichtigste Mann bei Barca. Nicht nur, weil er einer der besten Verteidiger der Welt ist, sondern aufgrund seines Charakters.«
Das 100. Länderspiel: Am Rande eines Freundschaftsspiels gegen Uruguay in Doha am 6. Februar 2013 wird Puyol ausgezeichnet.
2014 gab Puyol das Ende seiner großen Karriere bekannt. »Nach den letzten zwei Operationen war es schwieriger als von mir selbst und den Ärzten erwartet, wieder mein Level zu erreichen«, so seine Erklärung. Nun soll er allerdings über ein Comeback nachdenken, im Raum steht ein Wechsel in die USA. Die 11FREUNDE-Redaktion drückt die Daumen.