Wer Andreas Bier­mann auf dessen Mobil­te­lefon anrief, bekam sofort zu hören, wie wun­der­voll das Leben ist. Won­derful Life“, ein Lied von der Band Hurts“ erklang statt des übli­chen War­te­tons. Don’t let go. Never give up – it’s such a won­derful life“ heißt es dort im Refrain.

Gibt nie­mals auf. Das Leben ist wun­der­voll. Für Andreas Bier­mann war das Leben längst nicht mehr wun­der­voll. Viel­leicht war es das nie. Er litt an Depres­sionen. Am 18. Juli 2019, heute vor fünf Jahren, hat sich Andreas Bier­mann das Leben genommen. Er wurde nur 33 Jahre alt.

Der Auf­schrei war laut – aber er ver­hallte

Über seine Krank­heit und die Zeit als Fuß­ball­profi hatte er 2011 ein Buch geschrieben, es heißt Rote Karte Depres­sion“ und sollte anderen Fuß­bal­lern Mut machen.

Depres­sionen waren im knall­harten Geschäft des Pro­fi­fuß­balls lange kein Thema, die Krank­heit exis­tierte in der öffent­li­chen Wahr­neh­mung nicht. Dann outete sich Sebas­tian Deisler vom FC Bayern und Robert Enke, der deut­sche Natio­nal­tor­wart, nahm sich das Leben. Beide waren bezie­hungs­weise sind depressiv. Der Auf­schrei war laut. Aber er ver­hallte.

Nie­mand hän­selt einen Hertha-Spieler

Andreas Bier­mann wollte nichts ver­hallen lassen. Er strebte eine Tätig­keit als Sport­psy­cho­loge an um denen zu helfen, die so fühlen wie er fühlte. Für ihn war das Leben ein stän­diger Kampf, der ihn unvor­stellbar viel Kraft kos­tete. Tief in seinem Innersten wusste er wohl, dass er diesen Kampf nicht gewinnen konnte.

Bier­mann war Span­dauer, beim SC Schwarz Weiß begann er mit dem Fuß­ball, später wech­selte er zu Hertha BSC. Dass der größte und pro­mi­nen­teste Klub der Stadt gerade ihn, den Jungen mit den roten Haaren und den Som­mer­sprossen wollte, machte ihn stolz. Wegen seines Äußeren war er in der Schule manchmal gehän­selt worden aber nun wurde er bewun­dert. Nie­mand hän­selt einen Spieler von Hertha BSC.