Am Mon­tag­morgen dürfte hek­ti­sches Treiben im Bayern-Büro geherrscht haben. Man kann sich bild­lich vor­stellen, wie ein ange­säu­erter Mat­thias Sammer durch den Raum brüllte: Namen! Ich will Namen hören!“ Soeben hatte sich auch Javi Mar­tinez ver­letzt abge­meldet. Nach dem Aus­fall von Jerome Boateng herrschte im Bayern-Kader ohnehin schon ein Mangel an Innen­ver­tei­di­gern. Die Bayern mussten das tun, was sie in den ver­gan­genen Jahren eigent­lich ver­mieden haben: am letzten Trans­fertag noch einmal zuschlagen.

War Tascis Leihe wirk­lich not­wendig?

Letzt­lich fiel die Wahl auf den Ex-Stutt­gart Serdar Tasci. Er kam auf Leih­basis von Spartak Moskau. Wer vor einem Monat auf diesen Transfer gewettet hat, dürfte mehr Geld damit ver­dient haben als Moskau mit Tascis Leih­ge­bühr. Doch die Bayern hatten das Gefühl, solch eine Leihe sei not­wendig. Damit liegen sie gar nicht so falsch – wenn auch auf andere Weise, als man eigent­lich erwarten würde.

Pep Guar­diola betrachtet die Defen­sive nicht abge­kop­pelt von der Offen­sive. Seine Phi­lo­so­phie besagt, dass die Spieler jeder­zeit bestimmte Zonen auf dem Feld besetzen müssen. Guar­diola gibt genau vor, wie und wohin sich seine Spieler auf dem Feld zu bewegen haben. Die Zonen, die Guar­diola dabei vor­gibt, sollen nicht nur ein flüs­siges Ball­be­sitz­spiel ermög­li­chen, son­dern auch ein gutes Gegen­pres­sing, das Nach­setzen nach Ball­ver­lust.

Mit­tel­feld­spieler bestreiten inzwi­schen mehr Zwei­kämpfe als Abwehr­spieler

Die Bayern arbeiten häufig mit Über­zahlen in Ball­nähe. Geht der Ball ver­loren, setzen sie direkt nach – und haben häufig eine Über­zahl im Kampf um den Ball. Arturo Vidal, Xabi Alonso und Thiago sind die drei Bayern-Spieler, die sta­tis­tisch gesehen die meisten Zwei­kämpfe bestreiten. Dass Mit­tel­feld­spieler mehr Zwei­kämpfe bestreiten als Innen­ver­tei­diger, ist in der Bun­des­liga mitt­ler­weile normal. Bei den Bayern liegt das Ver­hältnis jedoch zwi­schen 2:1 und 3:1 – ein mas­siver Unter­schied.