11FREUNDE feiert den Tag der Deutschen Einheit und fragt sich: Wieviel DDR steckt heute noch im deutschen Fussball?
Nach dem WM-Gewinn 1990 verkündete Fussballkaiser Franz Beckenbauer, mit Hinsicht auf das fussballerische Potential eines nunmehr wiedervereinigten Deutschlands: „Auf Jahre hinaus wird unsere Nationalmannschaft unschlagbar sein.“ Bei der anschließenden EM 1992 in Schweden bedurfte es dann auch immerhin einer ursprünglich gar nicht qualifizierten dänischen Feiertruppe, um diese Weissagung zu widerlegen. Dabei stand mit Matthias Sammer seinerzeit ein ehedem ostdeutscher Spieler in der Anfangself. Und mit Thomas Doll und Andreas Thom kamen später zwei weitere Spieler der ehemaligen DDR in die Partie, konnten den größten Triumph der dänischen Fussballgeschichte allerdings auch nicht mehr verhindern. Beim blamablen Viertelfinal-Aus gegen Bulgarien zwei Jahre später wiederum verzichtete die DFB-Elf auf Spieler aus den damals noch neuen Bundesländern. Als die Nationalmannschaft 1996 in Wembley den bis dato letzten Titel für Deutschland gegen Tschechien gewann, stand mit Matthias Sammer hingegen immerhin ein gebürtiger Ostdeutscher in der Startaufstellung. Doch auch die Sportkameraden René Schneiderund Steffen Freund hatten ihren Anteil am EM-Titel.
23 Jahre nach der Wiedervereinigung haben sich die Grenzen, die irgendwann auch in den Köpfen gefallen waren, zum Glück längst verwischt. Zum Jahrestag der deutsch-deutschen Einheit stellen wir uns dennoch die Frage: Wie könnte eine ostdeutsche Nationalelf heute aussehen? Hier unser Vorschlag.
Tor:
Rene Adler (HSV): Der gebürtige Leipziger, die aktuelle Nr. 2 der DFB-Nationalmannschaft, stünde sicher jeder Weltauswahl gut zu Gesicht. Nachteil für Adler: die lukrativen Werbedeals, ob nun für Jogurth oder Sportartikelhersteller, die ihm im Hier und Heute dank seiner smarten Ausstrahlung zufliegen, wären in der DDR so sicher nicht möglich.
Tom Starke (Bayern): Wie auch beim FC Bayern, so auch in dieser fiktiven Nationalmannschaft eine starke Nummer zwei. Still halten und Dienst nach Vorschrift leisten, ließen den Freitaler noch in jedem Team zum Liebling werden.
Abwehr:
Marcel Schmelzer (BVB): In Magdeburg geboren, in Dortmund zum Star und Nationalspieler gereift. Jogi Löw kann sich keinen Linksverteidiger schnitzen. Die DDR konnte.
Maik Franz (Hertha): Aus Merseburg, was, wie jeder weiß, nicht allzu weit von Bitterfeld entfernt liegt, von dem es wiederum heisst: Sehen wir uns nicht in dieser Welt, sehen wir uns Bitterfeld. Könnte auch das ganz persönliche Motto von „Iron Maik“ sein.
Robert Huth (Stoke): Ein echter Berliner Junge, der seit Jahren systematisch die englische Premier-League unterwandert, und dabei keine Gefangenen macht.
Tony Jantschke (Gladbach): Der Rechtsverteidiger hat in Hoyerswerda das Licht der Welt erblickt. Von der lokalen Größe Dynamo Dresden in Jugendjahren verschmäht, setzte er sich bald in den Westen ab, um am Niederrhein sein Glück zu finden. Gab sein Debüt für die U21 des DFB gegen Russland. Ausgerechnet.
Mittelfeld:
Toni Kroos (Bayern): Inmitten der politischen Wende in Greifswald geboren. Dass dort eines von zwei Kernkraftwerken der DDR betrieben wurde, merkt man seinem Schuss an. Ein kompletter Spieler, mit wenig Glamour. Perfekt für diese Elf.
Torsten Mattuschka (Union): Eroberte von Cottbus aus die Welt. Fand sein Glück bereits in Berlin. Dort seit jeher der Dynamo des Mittelfelds. Die Fans lieben ihn, widmen ihm Lieder. Er ist Opium für das Volk. Wenngleich „nur“ Zweitligaspieler, ist er damit gesetzt.
Robert Tesche (HSV): In Wismar geboren zog, es ihn in jungen Jahren nach Bielefeld, wo er es schließlich zum gestandenen Bundesligaspieler brachte. Ruht sich derzeit beim HSV etwas aus. Womöglich für diese Mannschaft?!
Nicky Adler (Sandhausen): Einst als großes Talent gehandelt, übt sich der gebürtige Leipziger momentan im Abstiegskampf der 2.Liga, einfach um auch einmal die Nöte des einfachen Fussballers kennenzulernen.
Sturm:
Nils Petersen (Werder): Über Germania Halberstadt, Carl Zeiss Jena und Energie Cottbus fand der aus Wernigerode stammende Stürmer seinen Weg zum großen FC Bayern. Wechselte dann zu Werder Bremen, als dort noch Thomas Schaaf Trainer war. Der einstige Schützling des demokratischen Diktators Otto Rehhagel erschien als die logische Wahl.
Ronny König (Aue): Geboren wurde der kantige Stürmer in Lichtenstein/Sachsen. Über Chemnitz ging es für ihn nach Kaiserslautern. Der Ballack-Weg, der für König allerdings vorerst in Aue endete. Trotzdem wertvoll für jedes Team, ackert er doch über jedes Plansoll hinaus. Außerdem heisst er eben einfach auch: Ronny.
Trainer:
Hans Meyer: Der Freund des Hauses ist die einzig logische Wahl für diese utopische DDR-Elf. Er würde sie freilich niemals annehmen. Die Liste seiner Meriten ist lang, die seiner Erfolge ebenso. Begann seine Trainerkarriere als Assistent von Georg Buschner, und wurde sein Nachfolger, als dieser Nationaltrainer der DDR wurde. Gewann sowohl den Pokalwettbewerb der DDR, als auch den der BRD. Trotzdem ist es mehr als wahrscheinlich, dass man dem aktuellen Vizepräsidenten von Borussia Mönchengladbach mit einer solchen Aufgabe nicht zu kommen bräuchte. Wir wüssten auch schon seine Antwort: „Gehen Sie davon aus, dass der Meyer nicht blöd ist.“