Pressing, Raumdeckung, Konter: RB Leipzig spielt Ralf-Rangnick-Fußball. Das ist hektisch, schnell – und nervt den Gegner. Erstes Opfer: der BVB.
Fast 30 Jahre ist es her, da hat ein unscheinbarer Italiener die Fußballtaktik revolutioniert. Ende der achtziger Jahre waren Begriffe wie Viererkette, Raumdeckung oder kollektives Angriffspressing noch Fremdwörter. Arrigo Sacchi änderte das. Mit seiner Milan-Mannschaft praktizierte er ein 4 – 4‑2-Pressing, an der sich später eine ganze Generation von Trainern orientierte.
Hasenhüttl baut auf Rangnick-System auf
So auch Ralf Rangnick. Der Legende nach studierte er Videoaufnahmen von Sacchi so intensiv, bis das VHS-Aufnahmegerät kaputt ging. Rangnick ist bis heute dem Fußballideal jener Tage treu geblieben: schnell muss das Spiel sein, aggressiv, ohne Atempause für die eigene und die gegnerische Mannschaft. Das Prinzip setzte heute RB Leipzig um.
Diese Diagnose verwundert zunächst, schließlich ist Rangnick gar nicht mehr Trainer der Leipziger. Als Ex-Trainer und Chefideologe der Bullen-Familie ist sein Einfluss auf die Mannschaft aber noch immer groß. Die Brause-Millionen gibt Rangnick in erster Linie für junge, schnelle Spieler aus.
Kollektives Pressing
Rangnicks Nachfolger auf dem Trainerposten, Ralph Hasenhüttl, baut vollends aus dem Grundgerüst auf, das Rangnick in der Aufstiegssaison gelegt hat. Konkret bedeutet dies, dass Hasenhüttl am 4 – 2‑2 – 2‑System des Vorgängers festhält, obwohl er selbst in der Vergangenheit ein 4 – 3‑3-System bevorzugte. Hasenhüttl verzichtet ebenfalls auf Mannorientiertes Spiel. Damit trieben seine Ingolstädter dem Gegner zum Wahnsinn.
Stattdessen verschiebt Leipzig wie einst Milans Sacchi im Raum. Die Stürmer schließen die Passwege ins Mittelfeld, dahinter schießen die Sechser und die Außenstürmer heraus, sobald das Signal für das kollektive Pressing gekommen ist. Nach Ballgewinnen starten die Außenstürmer sofort in den Raum. Langsames Ballgeschiebe gibt es in Leipzig nicht.