Eine neue Rubrik ist wie ein neues Leben, wie das nach der Profi-Karriere. Und genau darum soll sich diese Rubrik drehen. Den Anfang macht Alain Sutter. Der „sanfte Krieger“, der an Schweinebraten scheiterte und sich heute auf Stress versteht.
„Der Alain Sutter muss nur mal ab und zu auf sein Müsli verzichten und sich einen ordentlichen Schweinebraten einverleiben“, polterte Uli Hoeneß dereinst. Die Replik des Schweizers ließ nicht lange auf sich warten: „Wie man aussieht, wenn man zu viel Schweinebraten isst, sieht man ja an Herrn Hoeneß.“
Eine Liebesbeziehung war die zwischen Sutter und dem FC Bayern wahrlich nicht. Spätestens, als sich Sutter weigerte, für das obligatorische Oktoberfest-Foto in Lederhosen und mit Bierhumpen zu posieren, scheiterte, was noch gar nicht recht begonnen hatte.
Nach einer überzeugenden WM ´94 vom zuvor abgestiegenen 1. FC Nürnberg verpflichtet, ging der „blonde Indianer“, „der sanfte Krieger“, der Mann, den sie ob seiner vermeintlichen Zartheit „Susi Sutter“ riefen, beim FC Bayern glattweg unter. Dem Verein, der damals noch der FC Hollywood war.
In München verlacht, in Freiburg willkommen
Und der bei seinen Transfers mit erstaunlicher Regelmäßigkeit daneben griff. Allein in der Offensive der Bayern tummelten sich zu jener Zeit so illustre Missverständnisse wie Mazinho, Adolfo Valencia oder Jean-Pierre Papin. Und eben Alain Sutter. Der in der Saison 1994/95 auf 22 Bundesliga-Einsätze kam (Ein Tor, fünf Vorlagen) und so „mithalf“, in der Bundesliga auf Platz sechs einzulaufen.
Immerhin darf er sich seit seiner Zeit in München Uefa-Pokal-Sieger nennen. Den Titel holte die Mannschaft bekanntlich in der folgenden Saison. Und auch Sutter hatte irgendwie seinen Anteil am Erfolg. Im Hinspiel der Erstrunden-Begegnung gegen Lok Moskau wurde er zur zweiten Halbzeit eingewechselt. Das (Heim-)Spiel ging trotzdem mit 0:1 verloren und Sutter im Anschluss zum SC Freiburg.
Das waren die Neunziger Jahre
Da war er der Rekordtransfer, zweieinhalb Millionen Mark schwer. Der Hoffnungsträger darauf, die Lücke zu schließen, die der Abgang von Rodolfo Cardoso zum SV Werder Bremen hinterließ. Und auf das Herzlichste willkommen. Der Ruf, der Sutter ins Breisgau vorauseilte, wurde mit Wohlwollen aufgenommen.
Ein Esoteriker und Vegetarier wäre dieser Schweizer, hallte es verächtlich aus München. Passt doch, dachten sie sich in Freiburg. Dass Sutter sich weder vegetarisch ernährte, noch esoterisch angehaucht war, wie er später nicht müde wurde zu erwähnen, fiel nicht weiter ins Gewicht. Zumal Sutter auch noch zum schönsten Spieler der Bundesliga gewählt wurde. Das waren die Neunziger Jahre.