Max Kruse hat gefeiert, er hat geprasst, er hat sich gehen lassen. Das ist nicht professionell, schon klar. Aber ist die öffentliche Kritik von Allofs und Löw professioneller? Wir haben da unsere Zweifel.
Es wird ja viel über Massentierhaltung diskutiert, aber eines bleibt stets unerwähnt: Wo steht eigentlich dieser riesige Schweinestall, aus dem jeden Tag eine armselige Sau unter Quieken herausgezerrt und dann durchs Dorf gejagt wird?
Die Sau von heute heißt Max. Sie ist das Symboltier für den Fußballspieler, Nachname Kruse. Sau Max kennt den Weg durchs Dorf auswendig, sie wurde in den vergangenen Tagen mehrfach hindurchgejagt, denn Fußballspieler Kruse hat auch schon mal 75.000 Euro im Taxi liegen lassen und einer Reporterin der BILD-Zeitung das Mobiltelefon entrissen, weil diese ihn beim Feiern seines Geburtstages in einer Berliner Disco fotografiert hatte.
Kruse, Bendtner: Im Grunde sind sie Punks
Die delikaten Informationen, obwohl vereinzelt und im raunenden Ton des Gerüchts kolportiert, suggerieren den Eindruck vom Leben eines hedonistischen jungen Mannes, der Dezenz und Bescheidenheit für nachrangige Tugenden hält. Der es krachen lässt, weil er es krachen lassen kann. Sie suggerieren auch, dass er der Stellvertreter einer Generation Dreiviertelstarker ist, bei der sich die Grenzen zwischen der Fiktion, an der sie sich bei Netflix und Pornhub delektieren, aufzulösen scheinen: Sie übersetzen sie in ihr wahres Leben und rebellieren so gegen die existentielle Leere, der sie ausgesetzt sind, schwerpunktmäßig in Wolfsburg. Kruse, auch Nicklas Bendtner: In gewisser Weise sind diese Jungs Punks. Aber eben mit Geld, viel Geld. Ein extremes Leben, aber nicht extrem interessant. Wer Vater eines Pubertierenden ist, für den ist diese im Grunde natürlich sehr lächerliche Präpotenz Alltag.
Was die Sache aber erst richtig enervierend macht für jemanden, der auf diese Parallelwelt, deren Ästhetik und Geist auf deprimierende Weise an DSDS-Recall, Gangbang, Handyshop und das Ferienhaus der Geissens erinnern, gar keine Lust hat, aber nun mal nicht drum herum kommt, weil er sich leider für die Nebensache Fußball interessiert, das ist der moralische Instant-Extremismus, der den Ausschweifungen entgegengesetzt wird.