Endlich: Die zweite Liga ist wieder in vollem Gange. Aber wie ging es eigentlich los mit dem Unterhaus? Wir blicken zurück auf knorrige Kickern, windige Mäzene und bittere Tränen.
Darmstadts Präsident Georg Schäfer ließ 1981 kein gutes Haar an der Spielklasse: „Die neue zweite Liga wird kaum attraktiver als die alte. Zweitklassig bleibt eben zweitklassig!“, raunzte der Lilien-Vorsitzende. So konnte man sich täuschen. War die zweite Bundesliga zu Beginn der Achtziger noch weitgehend eine Veranstaltung für rustikale Kicker und halbseidene Mäzene, ist sie heute ein weitgehend intakter Wirtschaftsbetrieb. Nichts markiert die Veränderungen deutlicher als das Interesse der Zuschauer. Besuchten 1981 in der ersten eingleisigen Zweitliga-Saison durchschnittlich nur 8054 Unentwegte die 380 Spiele, so schauten in der Saison 2015/16 pro Spiel rund 19 000 Zuschauer zu.
Premiere mit 40 Vereinen
Dabei war die zweite Bundesliga zunächst nur die Antwort auf ein drängendes Problem. Bei der Gründung der Bundesliga 1963 waren als Unterbau fünf Regionalligen gebildet worden. Nicht einkalkuliert hatten die Planer jedoch die wachsende Kluft zwischen der sich rasch professionalisierenden Eliteklasse und den weitgehend amateurhaft organisierten Regionalligen. Die logische Folge: Viele Absteiger aus der obersten Spielklasse gerieten rasch in finanzielle Nöte. Die neue Profiliga sollte Abhilfe schaffen. Um nun aber das Wehklagen der nicht berücksichtigten Klubs zu reduzieren, feierte in der Saison 1974/75 eine reichlich aufgeblähte zweite Bundesliga Premiere, aufgeteilt in eine Nord- und eine Südstaffel mit jeweils 20 Mannschaften. Manche Klubs hielten sich nur kurz im Profigeschäft, wie Olympia Wilhelmshaven, 1. FC Mülheim, Wacker 04 Berlin und Röchling Völklingen. Andere machten es sich hingegen richtig gemütlich. Alemannia Aachen sollte am Ende 28 Jahre im Unterhaus verweilen, Fortuna Köln hielt 26 Jahre durch. Aufstiege störten da nur den Betrieb.
Nicht verwunderlich also, dass gerade diese Klubs auch einige der prägenden Akteure hervorbrachten. Aachens resoluten Abwehrmann Joaquin „Jo“ Montanes etwa, der es auf 479 Einsätze für die Aachener brachte – all das auf dem legendären Tivoli, dessen vor Leidenschaft dampfende Atmosphäre des Gegners Beine schlottern ließen. Oder den nicht minder fleißigen Dauerläufer Willi Landgraf, der in 508 Spielen für Homburg, Essen, Gütersloh und Aachen seine defensive Rolle derart konservativ interpretierte, dass anschließend exakt 14 Tore zu Buche standen. Und natürlich Jean „Schäng“ Löring, den jecken Präsidenten des Südstadtklubs Fortuna. Der pumpte viel Geld in den Verein, hatte allerdings eine sehr spezielle Vorstellung von Kontinuität. Mal verpflichtete er den zumindest komplizierten Bernd Schuster als Coach und jubilierte fast seherisch: „Jetzt haben wir Leben im Verein!“, mal feuerte er mit den Worten „Du hast hier gar nichts mehr zu sagen!“ den Trainer Toni Schumacher in der Halbzeitpause.