Am Sonntag tagte der HSV-Aufsichtsrat über acht Stunden, um über ein Engagement von Felix Magath abzustimmen. Am Ende kam man wieder nicht zu einer Einigung. Warum nur? Auszüge aus dem Protokoll.
Grand Elysee, 9.Februar 2014
Protokoll des Aufsichtsrates des Hamburger Sportvereins KgaA i.Gr.
Anwesend: Jens Meier (Vorsitzender), Eckart Westphalen, Katrin E. Sattelmair, Ali Eghbal, Marek Erhardt, Manfred Ertel, Björn Floberg, Jürgen Hunke, Hans-Ulrich Klüver, Christian Strauß, Ronny Wulff
1. Begrüßung
Aufsichtsratschef MEIER begrüßt die Mitglieder des AR. Antrag ERTEL auf kurze Unterbrechung der Sitzung wegen „eines dringenden Bedürfnisses“.
HUNKE: Manni, groß oder klein?
Heiterkeit. Erste Abstimmung. Kurze Unterbrechung der Sitzung wird durch neun Mitglieder genehmigt (drei Enthaltungen). Antrag auf Klolektüre („Asterix und die Normannen“) wird abgelehnt (2:9).
2. Catering
Rege Diskussion über die Verpflegung während der Sitzung. MEIER lässt abstimmen. Drei AR-Mitglieder plädieren für Asiaten, sieben AR-Mitglieder wollen Pizza, AR ERTEL bestellt solo in der Kantine des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. AR HUNKE ruft Pizzadienst an.
HUNKE: Hunke hier. Dreimal Magherita, zweimal Salami, zweimal Funghi.
ERHARDT: Für mich ohne Anchovis.
HUNKE: Salami ist immer ohne Anchovis.
ERHARDT: Nur zur Sicherheit. Sag das bitte noch mal durch: für mich ohne Anchovis.
HUNKE: Also, eine Salami ohne Anchovis. Bitte? Die ist immer ohne Anchovis? Sag ich ja.
STRAUSS: Ich hätte gerne…
MEIER: Kann ich auch noch mal umstellen? Für mich doch nur einen Salat Mista.
HUNKE: Was hattest du denn?
MEIER: Parmaschinken und Rucola.
HUNKE: Hatte ich gar nicht bestellt.
MEIER: Hatte ich aber gesagt.
ERHARDT: Für mich auf jeden Fall ohne Anchovis. Ich mag keine Anchovis.
ERTEL betritt den Raum. Felix MAGATH wird per Telefonkonferenz hinzugeschaltet.
ERTEL: Sorry, die Kantine hatte geschlossen. Kann ich doch noch mitbestellen?
HUNKE: Was möchtest Du?
ERTEL: Salami. Aber bitte ohne Anchovis.
HUNKE: Salami ist immer ohne Anchovis.
STRAUSS: Ich hätte gerne…
MAGATH: Der HSV ist der einzige Verein in der Bundesliga, bei dem ich aktiv gespielt habe und auch der Verein, bei dem ich am längsten war und daher am meisten Verbindungen habe. Von daher prägt so eine lange Phase auch.
MEIER: Könnte ich doch Parmaschinken Rucola nehmen. Ein Salat ist mir einfach zu wenig.
HUNKE: Also. Dreimal Magherita, dreimal Salama, zweimal Funghi und einmal Parmaschinken, Rucola. Wie lange dauert die Lieferung ungefähr. Eine Stunde?
ERHARDT: So lange? Sollen wir etwa den ganzen Nachmittag hierbleiben?
STRAUSS: Ich hätte gerne… Pizza Haw…
ERHARDT: Hättest Du das nicht früher sagen können? Jürgen, kann man die Bestellung noch ändern?
3. Spesen
AR-Chef MEIER erinnert daran, dass die Spesenordnung des Hamburger SV neu gefasst wurde.
MEIER: Insbesondere ist es nicht mehr möglich, Reisen mit der Familie nach Övelgönne oder Besuche im Miniatur-Wunderland als Vorbereitung für Sitzungen des Aufsichtsrats einzureichen.
EGHBAL: Aber das ging doch bisher immer.
SATTELMAIR: Wer ist das? Noch nie gesehen, den Kollegen.
WESTPHALEN: Das ist Ali Eghbal.
SATTELMAIR: Eckball? Du willst mich verarschen?
WESTPHALEN: Hehe.
MAGATH: Wenn es um die Gefühle geht, dann liegen die doch beim HSV.
4. Sportliche Situation
Beratung über sportliche Situation beim Hamburger SV. Die Bezirksligadamen des HSV-Volleyball haben ein erfolgreiches Wochenende hinter sich. Applaus des AR. Fußball-Pressesprecher Jörn WOLF informiert darüber, dass Edgar JARCHOW inzwischen eingetroffen ist.
ERTEL: Das ist nochmal wer?
HUNKE: Jarchow? Das ist der Präsident.
ERTEL: Präsident von was?
HUNKE: Vom HSV.
ERTEL: Ist das nicht der Dingsbums, der Hoffmann?
HUNKE: Schon lange nicht mehr.
ERTEL: Schau an. Den fand ich eigentlich immer sehr nett.
HUNKE: Jetzt ist es eben Jarchow.
Edgar JARCHOW betritt den Raum.
JARCHOW: Guten Tag, die Herren. Ich muss leider den Kollegen Kreuzer entschuldigen, er hängt noch auf der Außenalster fest und hat eine Flaute.
SATTELMAIR: Wer ist Kreuzer?
WESTPHALEN: Der Sportdirektor.
SATTELMAIR: Der Segelabteilung?
WESTPHALEN: Der Fußballabteilung.
HUNKE: Ruhe, bitte. Herr Jarchow, sie haben das Wort.
JARCHOW: Wurde schon etwas zu Essen bestellt?
HUNKE: Ja, Pizza. Dauert eine Stunde. Also lassen Sie sich Zeit.
ERHARDT: Je länger ich darüber nachdenke: Anchovis wären doch ganz nett gewesen.
STRAUSS: Falls jetzt doch noch einmal neu bestellt wird, würde ich auch gerne etwas bestellen. Ich habe Hunger.
ERHARDT: Sie können bei mir mal abbeißen. Kennen Sie eigentlich Rilke?
MAGATH: Ich mag Schach.
Antrag ERTEL auf kurze Unterbrechung der Sitzung wegen „eines dringenden Bedürfnisses“. Kurze Unterbrechung wird durch acht Mitglieder genehmigt (drei Enthaltungen). Antrag auf Klolektüre (Coverrückseite von Keegans „Head over heels“-Single) wird abgelehnt (0:11).
5. Fehleranalyse der sportlichen Situation in der Abteilung Profifußball
Oliver KREUZER ist eingetroffen. Hat ein Tablett Franzbrötchen mitgebracht. Applaus des AR. Kurze Pause. Dann Kaffee. Fußball-Pressesprecher Jörn WOLF informiert darüber, dass mittlerweile zahlreiche Journalisten im Foyer warten.
HUNKE: Immer diese Journalisten. Die lassen einfach kein ruhiges Arbeiten zu. Wie soll man da einen Profiklub führen? Andere Städte haben diese Probleme einfach nicht. Wer sieht das genauso?
Neun Stimmen für HUNKE, drei Enthaltungen. Das Problem JOURNALISTEN für als ein Faktor für die unbefriedigende Situation der HSV-Fußballabteilung zu Protokoll genommen.
KREUZER: Wo wir unter uns sind, kann ich es mal offen sagen. Der Platzwart präpariert die Trainingsplätze 7 bis 9 manchmal dermaßen unbefriedigend, dass Trainer van Marwijk kein ordentliches Training durchführen kann.
SATTELMAIR: Wer ist van Marwijk?
EGHBAL: Aber die Mannschaft trainiert doch ausschließlich auf Platz 1.
KREUZER: Mit Verlaub, aber haben Sie schon mal professionell gespielt? Profis sind sensibel, da muss alles stimmen, damit auch die Leistung stimmen kann. Wenn ich sehe, dass dem Jugendspieler auf dem Nebenplatz der Ball verspringt, wie soll ich mich da auf meine eigene Leistung konzentrieren? Genau, das ist unmöglich.
HUNKE: Wer sieht das genauso?
Zehn Stimmen für KREUZER, zwei Gegenstimmen. Das Problem PFLEGE DER AMATEURTRAININGSPLÄTZE wird als ein Faktor für die unbefriedigende Situation der HSV-Fußballabteilung zu Protokoll genommen.
Weitere Faktoren werden einstimmig vom AR für die unbefriedigende Situation der HSV-Fußballabteilung zu Protokoll genommen: DER MODERNE FUSSBALL AN SICH, DER FC St. PAULI, DIE ANDEREN 17 BUNDESLIGISTEN, JÜRGEN KLOPP, SYLVIE MEIS (ehemals VAN DER VAART)
Antrag ERTEL auf kurze Unterbrechung der Sitzung wegen „eines dringenden Bedürfnisses“. Kurze Unterbrechung wird durch sieben Mitglieder genehmigt (drei Enthaltungen, eine Nein-Stimme). Antrag auf Klolektüre („HSV-Fanartikel-Katalog Saison 2009/10“) wird abgelehnt (1:10).
6. Maßnahmen bei möglichem Abstieg
ERHHARDT: Ich habe da mal ein Gedicht gefunden: „Sie haben alle müde Münde und helle Seelen ohne Saum…“
SATTELMAIR: Goethe?
ERHRARDT: Rilke. „Und eine Sehnsucht geht ihnen manchmal durch den Traum.“
HUNKE: Schön, bleiben wir aber bei Magath.
WESTPFAHLEN: Ja, gut. Rilke, Goethe, Magath. Man könnte die Kompetenzen verteilen. Was halten Sie davon, Herr Sattelmair?
SATTELMAIR: Kann ich meine Bestellung noch ändern? Statt Funghi bitte Salami. Mir ist nach Fleisch.
EGHBAL: Wer sind Sie?
STRAUSS: Ich hätte dann auch gerne…
HUNKE: Bleiben wir beim Thema: Wie soll das Maskottchen heißen, wenn der HSV wirklich absteigt?
WESTPHALEN: Die Biene?
HUNKE: Sie meinen die Hummel.
FLOBERG: Ist das nicht ein Dinosaurier?
WESTPFAHLEN: Ein Flugsaurier?
HUNKE: Herr Magath, sind Sie noch dran?
Antrag ERTEL auf kurze Unterbrechung der Sitzung wegen „eines dringenden Bedürfnisses“. Kurze Unterbrechung wird nicht genehmigt (drei Enthaltungen, eine Nein-Stimme).
HUNKE: Sie waren jetzt wirklich oft genug auf Toilette.
ERTEL: Mir geht es nicht gut. Ich vertrage keine Anchovis.
HUNKE: Sie hatten doch Salami. Die ist ohne Anchovis.
7. Abstimmung
HUNKE: Ich habe da mal was analysiert, was uns bei der Entscheidung helfen könnte: Felix Magath hat 1983 das Tor gegen Juventus Turin geschossen.
ERHARDT: Kennen Sie eigentlich Hans Arps frühe Lyrik?
HUNKE: Wollen wir abstimmen?
WESTPFAHLEN: Über den Flugsaurier?
HUNKE: Über Magath.
ERTEL: Mich hat er überzeugt.
WESTPFAHLEN: Ich könnte mir eine Triple-Spitze vorstellen.
HUNKE: Sie sind also dafür?
WESTPFAHLEN: Für was?
HUNKE: Dafür, dass Marek Erhardt wieder Stadionsprecher wird.
WESTPFAHLEN: Wenn er mal wieder was von Abba spielt, bin ich dafür.
HUNKE: Ich mag Abba.
WESTPFAHLEN: Das Frühwerk, ja.
HUNKE: Herrlich. „Waterloo!“
ERHARDT: Kennen Sie eigentlich Rilke?
8. Verkündung
Die AR-Mitglieder verlassen das Hotel durch einen Hinterausgang. Pressesprecher Jörn WOLF tritt vor die Journalisten.
WOLF: Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es kein Ergebnis zu verkünden. Aber wer noch Hunger hat: Es gibt noch Pizza. Allerdings keine Anchovis.