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Mit Ras­sismus habe Russ­land natür­lich kein außer­ge­wöhn­li­ches Pro­blem in seinen Fuß­ball­sta­dien. Alexej Sor­okin ist nicht blind oder taub, als dass er die Affen­laute gegen dun­kel­häu­tige Spieler nicht hören, die Bananen-Würfe und Nazi-Sym­bole nicht sehen würde. Aber er ist der Chef des Pro­jekts Fuß­ball-Welt­meis­ter­schaft 2018 in Russ­land“. Des­wegen wird er nicht müde, das Ras­sismus-Pro­blem des rus­si­schen Fuß­balls klein­zu­reden und gleich­zeitig zu betonen, dass Russ­land ein bemer­kens­wertes Tur­nier“ orga­ni­sieren werde.

Natür­lich steht Russ­land mit dem Pro­blem des Ras­sismus nicht alleine da. Aber weil die Rus­si­sche Föde­ra­tion der Aus­richter der nächsten WM ist, schaut die Welt nun mit erhöhter Auf­merk­sam­keit in Rich­tung Ost­eu­ropa. Und dort sieht es leider recht düster aus.

Ernst­hafte Pro­bleme mit Ras­sismus“
 
UEFA-Prä­si­dent Michel Pla­tini befand Anfang November, dass Russ­land ernst­hafte Pro­bleme mit Ras­sismus“ habe. Auch die FIFA – selbst eine doch recht selt­same Insti­tu­tion mit mit­tel­al­ter­li­chen Vor­stel­lungen von Füh­rung und Fair­ness – sieht die häu­figen ras­sis­ti­schen Eska­paden beim künf­tigen Gast­geber mit Sorge. Anfang Dezember ver­kün­dete das Schweizer FIFA-Haupt­quar­tier, dass die WM in Russ­land ein Bei­spiel für die Null-Tole­ranz-Politik des Welt­ver­bandes werden solle. Maß­nahmen? Zu den WM-Qua­li­fi­ka­ti­ons­spielen will der Blatter-Stab soge­nannte Anti-Dis­kri­mi­nie­rungs-Beamte ent­senden. Zudem sollen Hand­tü­cher gegen Ras­sismus ver­teilt werden. Klingt nach dekla­ma­to­ri­schem Aktio­nismus in bester FIFA-Manier.
 
Aber zurück nach Russ­land. Der Rus­si­sche Fuß­ball-Ver­band unter­nimmt alle Anstren­gungen, um diese Dinge zu bekämpfen“, sagt WM-Chef Sor­okin. Was wird also gegen die unschönen Seiten des Fuß­balls unter­nommen?
 
Die Fälle von ras­sis­ti­schen Belei­di­gungen, bei denen es zur Ahn­dung und Bestra­fung durch den Rus­si­schen Fuß­ball­ver­band (RFS) kommt, sind auch in den rus­si­schen Medien aus­rei­chend doku­men­tiert. Alleine in den ver­gan­genen drei Monaten hat es etliche Vor­fälle gegeben. Man kann sich dar­über infor­mieren, dass der kon­go­le­si­sche Spieler Chris­to­pher Samba (Dynamo Moskau) bei einem Spiel Ende Sep­tember von Tor­pedo-Moskau-Fans mit ras­sis­ti­schen Gesängen belei­digt wurde. Worauf der Ver­band Tor­pedo beim nächsten Heim­spiel mit einem Teil­aus­schluss der Fans bestrafte. Aller­dings wurde auch Samba für zwei Spiele gesperrt, weil er den Spartak-Fans den Mit­tel­finger gezeigt hatte.

Anfang Oktober wurde der bra­si­lia­ni­sche Natio­nal­spieler Hulk (Zenit Peters­burg) von den geg­ne­ri­schen Spartak-Fans mit Affen­lauten pro­vo­ziert. Für die Spartak-Anhänger blieb die Fan­kurve beim nächsten Spiel in Jeka­te­ri­nen­burg geschlossen. Als Spartak Moskau Anfang Dezember beim FC Rostov spielte, beschwerte sich Guélor Kanga, von Spartak-Fans beschimpft worden zu sein. Als Ant­wort zeigte er ihnen den Mit­tel­finger. Weil die belei­di­genden Gesänge aber nicht nach­ge­wiesen werden konnten, gab es keine Strafe für den Spartak-Anhang, son­dern für Kanga, der für drei Spiele gesperrt wurde und 700 Euro zahlen musste.

Ras­sismus-Dis­kus­sion in Russ­land
 
Vor­fälle dieser Art sind leider keine Sel­ten­heit. Man müsste also annehmen, dass sich bekannte Spieler oder Funk­tio­näre zu Wort melden, dass es in den rus­si­schen Medien und im Internet so etwas wie eine Debatte geben müsste – auch wenn Russ­land als auto­kra­ti­scher Staat nicht gerade für seine offene Debatten-Kultur bekannt ist. Schließ­lich könnte aber das Pro­jekt Welt­meis­ter­schaft im eigenen Land“ in Gefahr geraten.

Tat­säch­lich lassen sich eine Menge Wort­mel­dungen im rus­sisch­spra­chigen Netz finden. Die teilen sich vor­nehm­lich in zwei Lager. Trainer wie bei­spiels­weise Miodrag Božović von Loko­mo­tive Moskau sind der Mei­nung, dass Russ­land kein Pro­blem mit Ras­sismus habe. Andere wie der libe­ria­nisch-nige­ria­ni­sche Mit­tel­feldler Sekou Oliseh, der seit drei Jahren in Russ­land spielt und im Moment bei FK Kuban Kras­nodar unter Ver­trag ist, dagegen erklären, dass der der Ras­sismus zur Rea­lität des rus­si­schen Fuß­balls gehöre. Dass sich Spieler wie Oliseh öffent­lich zum Thema äußern, ist in Russ­land ohnehin eine Sel­ten­heit.