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Fünf mal zwei Zen­ti­meter selbst­kle­bender Kunst­stoff mit einem Metall­bügel in der Mitte: Die nüch­terne Beschrei­bung des Unge­tüms hätte bereits Klar­heit über die Glaub­wür­dig­keit des Nasen­pflas­ters geben können.



Angeb­lich konnte das kleine Wun­der­ding näm­lich die Leis­tungs­fä­hig­keit um ein Viel­fa­ches stei­gern. Der Trick: Das Pflaster sollte die Nasen­flügel aus­ein­an­der­ziehen, damit mehr Atem­luft ein­strömen kann. Gute Argu­mente in einer Zeit, in der die breite Öffent­lich­keit so viel von moderner Sport­wis­sen­schaft ver­stand wie Lothar Mat­thäus von der Vie­rer­kette. 

Der Sie­geszug des Nasen­pflas­ters begann 1993, als der ame­ri­ka­ni­sche Her­steller Brea­the­Right“ die Geneh­mi­gung zur Pro­duk­tion der kleinen, weißen Nasen­bieger erhielt. Die Absicht war durchaus lobens­wert, sollten die Pflaster vor­nehm­lich gegen lautes Schnar­chen helfen. Doch schon wenig später ent­deckten die Hau­drauf-Brüder des Ame­rican Foot­ball das nasale Doping für sich. Wer diese extra­va­gante Form der Leis­tungs­stei­ge­rung auf Europas Fuß­ball­plätze ein­führte, ist indes nicht mehr lückenlos nach­zu­voll­ziehen. Manche sehen das sti­lis­ti­sche Gespür des ita­lie­ni­schen Angriffs­bullen Pier­luigi Casi­raghi weit vorn, andere ver­weisen auf Bul­ga­riens Abwehr­scheusal Trifan Ivanov. Schluss­end­lich mutierte die Euro­pa­meis­ter­schaft 1996 in Eng­land zum Nasen­pflas­ter­schau­laufen, zeigte sich doch kaum ein Spieler mehr ohne das kleine Weiße. 

Nasen­pflas­ter­eu­phorie in Bravo Sport“

In der Bun­des­liga hatte das kleb­rige Glück vor allem ein pro­mi­nentes Gesicht: Olaf Mar­schall. Das Locken­wunder aus dem säch­si­schen Torgau schoss den 1. FC Kai­sers­lau­tern aus der zweiten Liga zur Deut­schen Meis­ter­schaft. Sein treuer Begleiter: das kleine biss­chen Atem­frei­heit auf dem Riech­organ. Sven Kmetsch, Axel Kruse und viele andere suchten eben­falls die Kraft der zweiten Luft. Für den unrühm­li­chen Höhe­punkt der Nasen­pflas­ter­eu­phorie sorgte dann die Bravo Sport“. Die legte einer ihrer Aus­gaben zwei Riech­kol­ben­turbos bei. Fortan stol­zierten nun auch Frei­zeit­ki­cker bepflas­tert über die Dorf­plätze. 

Am Ende war alles nur Schmu, bereits 1997 fanden ame­ri­ka­ni­sche Wis­sen­schaftler heraus, dass auch ein Zin­ken­leuko aus einem Steh­geiger keinen Mara­thon­mann machen kann. Genau genommen sei der Ein­satz der Flü­gel­zieher beim Sport schlichtweg unsinnig, da man unter Belas­tung sowieso nicht durch den Gewürz­prüfer atmet. So ver­ab­schie­dete sich das Nasen­pflaster so schnell, wie es auf­ge­taucht war. Ver­misst hat es seitdem keiner. Außer viel­leicht Olaf Mar­schall.