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Es ist der Morgen nach dem großen Spiel, und Zdravko Mamic ist so zufrieden wie schon lange nicht mehr. Der Boss von Dinamo Zagreb sitzt in seinem Büro und liest die Zei­tungen, die voll des Lobes sind über den Auf­tritt seiner Mann­schaft vom Vor­abend, an dem sie sich mit einem Sieg gegen den alba­ni­schen Ver­treter Skën­derbeu Korça für die Grup­pen­phase der Cham­pions League qua­li­fi­ziert hat. Es ist ein dop­peltes Glück: Dem Verein ist der Einzug ins Gelobte Land des euro­päi­schen Klub­fuß­balls gelungen, und Zdravko Mamic ist wieder in Frei­heit, vor­erst jeden­falls.

Danach hatte es noch vor ein paar Wochen nicht aus­ge­sehen, sport­lich und auch sonst. Die Qua­li­fi­ka­ti­ons­runde hatte mit einem beschä­menden Remis gegen Fola Esch aus Luxem­burg begonnen. Zdravko Mamic kann sich gut an diesen Abend erin­nern, denn er traf gerade recht­zeitig zum Anstoß im Mak­simir-Sta­dion ein, nachdem er kaum zwei Stunden zuvor zusammen mit seinem Bruder Zoran und Damir Vrba­novic aus dem Gefängnis ent­lassen worden war. Zoran spielte in seiner aktiven Zeit unter anderem für Bayer Lever­kusen und den VfL Bochum und ist heute sowohl Sport­di­rektor als auch Chef­trainer von Dinamo. Vrba­novic arbeitet beim kroa­ti­schen Fuß­ball­ver­band HNS, war aber früher eben­falls ein hohes Tier bei Dinamo.

Kor­rupte Finanz­be­amte

Das Trio ist von der USKOK – der Natio­nalen Behörde zur Bekämp­fung von Kor­rup­tion und orga­ni­sierter Kri­mi­na­lität – der Ver­un­treuung, Steu­er­hin­ter­zie­hung und Bestechung ange­klagt worden. Die Mamic-Brüder sollen sich an lukra­tiven Aus­lands­trans­fers per­sön­lich berei­chert und den Verein damit um min­des­tens 15 Mil­lionen Euro geschä­digt haben. Hinzu kommt eine mut­maß­lich sie­ben­stel­lige Summe, die mit­hilfe kor­rupter Finanz­be­amter am Fiskus vor­bei­ge­schleust worden sein soll. Nach elf Tagen in Unter­su­chungs­haft wurden alle drei gegen Zah­lung einer Kau­tion zunächst auf freien Fuß gesetzt. Zwar war der ursprüng­liche Antrag aus Sorge vor der Beein­flus­sung von Zeugen abge­wiesen worden, doch hatte ein Beru­fungs­ge­richt diese Ent­schei­dung gekippt.

Die Ermitt­lungen dauern der­weil an. Die Staats­an­walt­schaft ver­sucht zu beweisen, dass die drei Männer ein aus­ge­klü­geltes System ent­wi­ckelt haben, bei dem beträcht­liche Teile der Trans­fer­summen zunächst bei den betref­fenden Spie­lern und dann über Umwege auf den Konten der Mamic-Brüder lan­deten. Von den Machen­schaften betroffen sind auch Stars wie Luka Modric von Real Madrid und Dejan Lovren vom FC Liver­pool, die im Zuge der Unter­su­chung als Zeugen ver­nommen wurden. Dar­über hinaus ver­wen­deten die Mamic-Brüder offenbar ver­eins­ei­genes Geld, um geschäft­liche Unter­neh­mungen zu finan­zieren – sowohl eigene als auch die dritter Per­sonen, dar­unter eines hoch­ran­gigen HNS-Funk­tio­närs.

Ihre Anwälte bestreiten übri­gens nicht einmal, dass einige dieser Trans­ak­tionen statt­ge­funden haben, son­dern ledig­lich, dass sie im juris­ti­schen Sinne ver­boten gewesen seien. Der Gedanke, viel­leicht aus mora­li­schen Gründen zurück­zu­treten, ist beiden zu keinem Zeit­punkt gekommen.

Ein­stün­dige Mono­loge auf Pres­se­kon­fe­renzen

Gewiss treibt die Brüder ange­sichts der unklaren Lage die Sorge um, was die Zukunft für sie bereit­halten mag. Nach der Qua­li­fi­ka­tion für die Cham­pions League waren sie aber einst­weilen geho­bener Stim­mung. Zoran ver­schwand Sekunden nach dem Schluss­pfiff in den Kata­komben des Mak­simir, um Zdravko zu herzen, wie er später berich­tete. Der Boss ist gut drauf“, erklärte der­weil ein Ange­stellter des Klubs einem Reporter, der am Sta­di­on­ein­gang auf ein State­ment war­tete.

Dieses State­ment kam aus­nahms­weise nicht von Zdravko Mamic per­sön­lich, der sich sonst keine Gele­gen­heit ent­gehen ließ, seine Sicht der Dinge kund­zutun. Berüch­tigt seine Pres­se­kon­fe­renzen, die bis­weilen zu ein­stün­digen Mono­logen gerieten, in denen er sich über die Kom­mu­nisten“ in der Regie­rung und die Medien-Mafia“ aus­ließ, die es alle­samt nur darauf anlegten, ihn zu ver­leumden und einen Genozid“ gegen ihn, seine Familie und Dinamo planten, nur weil er ein stolzer kroa­ti­scher Patriot sei, der keine Angst davor habe zu sagen, was er denke, wäh­rend sie“ nichts so sehr ver­ach­teten wie den Erfolg.