Schon mal den Namen Abel Her­nandez gehört? Oder Brown Ideye? Nein? Aber zumin­dest der Name Enner Valencia müsste geläufig sein. Auch nicht? Erstaun­lich, dann behalten sie die Namen aber bitte kurz im Kopf. Sie werden wichtig sein, um besser zu ver­stehen, warum die Bun­des­liga sich viel­leicht bald über­flüssig macht.

Aber der Reihe nach: 3,1 Mil­li­arden Euro pro Jahr sind viel Geld. Diese Summe aus dem Fern­seh­geld­topf wird jähr­lich unter den Klubs der Pre­mier League in Eng­land unter­ein­ander auf­ge­teilt. Zum Ver­gleich: Alle Bun­des­li­ga­klubs bekommen laut aktuell lau­fendem Ver­trag zusammen knapp 2,5 Mil­li­arden Euro garan­tiert. Aller­dings auf vier Jahre ver­teilt. Die Lücke ist gra­vie­rend und für die DFL sogar so alar­mie­rend, dass sie sich nun gezwungen sieht, den ehe­mals hei­ligen Bun­des­li­ga­s­amstag mit unpo­pu­lären Maß­nahmen“ (Zitat DFL-Boss Chris­tian Sei­fert) umzu­bauen. Kon­kret heißt das, dass zwar die Hälfte aller Begeg­nungen wei­terhin am Sams­tag­nach­mittag um 15:30 Uhr laufen werden, die DFL aller­dings vom Bun­des­kar­tellamt prüfen lässt, ob man ab der Saison 2017/18 fünf Mon­tags­spiele (20.15 Uhr) und fünf zusätz­liche Par­tien am Sonntag (13.30 Uhr) ein­bauen und damit den Spieltag bis zur Unkennt­lich­keit zer­stü­ckeln darf. Damit soll die Bun­des­liga attrak­tiver werden für Fern­seh­sender, die ihre Mil­li­arden über die Welt­meis­ter­liga aus­kü­beln sollen. Das ist zumin­dest der Plan.

Ohne Markt kein Wett­be­werb

Doch die DFL macht damit einen Fehler. Denn eine Liga wird durch die stumpfe Zer­le­gung in mög­lichst viele Ein­zel­spiele nicht unbe­dingt attrak­tiver. Im Gegen­teil: Für Fans wird sie zum Alb­traum. Wenn außerdem der FC Bayern als Bran­chen­primus den Wett­be­werb wie in den ver­gan­genden Jahren nahezu nach Belieben domi­niert und weiter dank Strahl­kraft und Fest­geld­konto das ein­zige inter­na­tio­nale Aus­gän­ge­schild der Liga bleibt, wird das Inter­esse der Men­schen auf der Welt am schnöden Lig­aalltag sta­gnieren. Oder gar sinken. Wer lang­weilt sich schon gern?

Ande­rer­seits ist es frag­lich, dass man für viele Ein­zel­spiele tat­säch­lich mehr Geld bekommt. Natür­lich schielt man auf die Aus­lands­ver­mark­tung, dass sich aber in China die Men­schen­massen vor den Fern­seher klemmen, um Augs­burg gegen Köln zu schauen, ist zumin­dest eine gewagte These. Und solange es hier­zu­lande nur einen Bewerber um die Über­tra­gungs­rechte gibt, wird sich der Preis nicht in Pre­mier-League-Sphären stei­gern lassen, son­dern auf dem jet­zigen, ohnehin schon ordent­li­chen Niveau, bleiben. Dass es erstmal einen echten Markt mit dazu­ge­hö­rigem Wett­be­werb braucht, um Preise über­haupt ent­wi­ckeln zu können, sollte selbst der letzte Mar­ke­ting­as­sis­tent in der DFL-Zen­trale schon mal gehört haben.

Warum ist die Pre­mier League das große Vor­bild?

Doch viel erstaun­li­cher ist, dass sich offenbar nie­mand ernst­haft die Frage zu stellen scheint, warum man eigent­lich unbe­dingt die Lücke zur Pre­mier League schließen muss. Zu einer Liga, die seit Jahren in Cham­pions und Europa League einen Neben­rolle spielt. In der sich seit noch viel mehr Jahren die glei­chen vier Teams um die Meis­ter­schaft kab­beln und alle anderen mit weitem Abstand hinter sich lassen. Einer Liga, die für Auf­steiger aus der zweiten Liga oft zum Todes­ur­teil wird, weil sie von Etats, Auf­lagen und dem eigenen Grö­ßen­wahn erdrückt werden. Die unter die Fans auf der Insel längst als Aus­ge­burt des Teu­fels gilt, was dazu führt, dass sie den Sta­dien fern­bleiben und sich neue Klubs in den unteren Ligen suchen. Oder sich ent­täuscht wich­ti­geren Dingen zuwenden. Eine Liga, die immer mehr zur Tou­ris­ten­at­trak­tion und Spiel­wiese für Neu­reiche wird. Die offenbar wahn­sinnig macht.