50 Jahre Jürgen Kohler. Schade eigentlich, dass 11FREUNDE die Party nicht organisiert hat. Die würde dann nämlich so aussehen.
Der Gasthof „Zum Pressschlag“ im Mannheimer Süden ist bereit für die große Fete. In der Eingangshalle warten starke Schnäpse und Schmalzbrote auf die ersten hungrigen Besucher. Kleiner Gag des Veranstalters: die Bedienungen müssen abgegrätscht werden, möchte man sie auf sich aufmerksam machen. Großes Gelächter schon am frühen Abend, als Dirk Schuster den Oberkellner entsprechend engagiert über den Haufen tritt und der drei Meter entfernt sitzende Andreas Möller schreiend zu Boden geht. Schulterklopfen, flachsen, feixen, ach, die alten Zeiten.
Seine geliebten 18er-Alus!
Jürgen Kohler wird 50. So ein schöner runder Geburtstag. Die Tanzfläche ist noch gesperrt. Viel zu früh, befindet der Gastgeber und lässt einfach niemanden durch. Und lässt es sich auch nicht nehmen, jedes einzelne Glas selbst auszuspülen. Ausputzer for life. Der Tisch mit Icke Hässler, Pierre Littbarski und Paolo Sousa kichert technisch perfekt.
Ottmar Hitzfeld ist soeben aufgetaucht. Zur Feier des Tages hat er sich den Trenchcoat vom Champions-League-Halbfinale 1997 übergeworfen. Die tellergroßen Schweißflecken unter den Armen sind noch da. Hitzfeld und Kohler stehen sich jetzt schweigend gegenüber, ein fester Händedruck. Und im Geiste sind sie wieder da: im Old Trafford, Theater der Träume. Damals, als Kohler, immerhin schon Welt- und Europameister, die nächste Stufe der Karriereleiter nahm. Eine, für die es gar keine Sprossen gibt: hin zum Fußball-Gott. Später am Abend wird Kohler die Szene selbst nachspielen, sie sind ja eh alle hier: Eric Cantona, leicht genervt, steht frei vor dem Tor, Stefan Klos, blaues Auge, ist längst geschlagen. Nur, weil ihm der bereits leicht angeschickerte Peter Schmeichel droht, klappt Cantona also wieder den Kragen nach oben und schießt. Doch am Boden liegt der Jubilar und wie anno 97 wehrt er den Ball mit seinen geliebten 18er-Alustollen ab. Dortmund gewinnt, Dortmund zieht ins Finale ein, Dortmund wird Champions-League-Sieger. Kohler wird Gott.