Weil der TV-Kommentator Tom Bartels ergriffen den Mund hielt und irische Fans eine sagenhafte Version des Kurvenklassikers „The Fields of Athenry“ anstimmten, erlebte die EM 2012 ihre schönsten Minuten. Eine Lobeshymne auf die irischen Fans.
„Low lie the Fields of Athenry
Where once we watched the small free birds fly
Our love was on the wing
We had dreams and songs to sing
Now it´s so lonely round the fields of Athenry.“
87 Minuten waren im zweiten Vorrundenspiel der Gruppe C zwischen Spanien und Irland gespielt. 87 Minuten lang hatte die irische Nationalmannschaft den Arsch versohlt bekommen. Von den Weltmeistern aus Spanien, einer so fantastischen Mannschaft, dass selbst die irischen Spieler nach der Niederlage ganz offensichtlich einfach nur stolz darauf waren, gegen diese Auswahl auf dem Platz gestanden zu haben.
Stolz. So ein abgegriffenes Wort. Kitschig sowieso. Aber manchmal ist der Fußball in seinen besten Momenten eben einfach das: Kitschiger als jeder Heimatfilm.
87 Minuten lang hatten die irischen Zuschauer im Stadion von Danzig hilflos mitansehen müssen, wie ihre Mannschaft in einem Wust aus Pässen, Schüssen und Tricks aus dem Turnier gekegelt wurde. So viel gegnerische Dominanz erträgt keine Fanmeute ohne hörbare Schäden. Phasenweise hörte man dann sogar die Spanier im Stadion, unter normalen Umständen ein Ding der Unmöglichkeit wenn sich Zehntausende Iren zu einem Spiel ihrer Mannschaft einfinden. Der Schock auf den Tribünen saß tief, das spürte man selbst vor dem Fernseher. Aber dann.
„By lonely prison wall
I heard a young man calling
Nothing matters Mary when you´re free
Against the famine and the crown
I rebelled the cut me down
Now you must raise our child with dignity“
Ein leiser Orkan, wer weiß, er ihn anstimmte. Was folgte war ein vielstimmiger, biergetränkter, pathosgeschwängerter, fußballkitischiger Chor, der den Rasen vibrieren ließ. „The Field of Athenry“, ein Lied über die irische Hungersnot 1846 bis 1849. Ein Klassiker, wenn irische Mannschaften Fußball oder Rugby spielen. Die Fans von Celtic Glasgow singen ihn, manchmal auch die des FC Liverpool. Große Vereine wissen eben was gut ist.