Gleich sechs Vereine kämpfen noch um die Europa-League-Plätze. Glaubt man deren Trainern, schafft es am Ende keiner von ihnen. Wir haben die Teams deshalb unserem knallharten Formcheck unterzogen.
5. PLATZ
SC Freiburg, 45 Punkte, +5 (Tordifferenz)
Wie ist die Form?
Von allen Mitbewerbern befindet sich der SC Freiburg derzeit in der besten Form. In den letzten drei Spielen konnte der Sportclub nicht nur drei Siege einfahren, er bezwang mit Gladbach, dem HSV und Hannover 96 gleich drei unmittelbare Konkurrenten. Auffallend ist besonders die Ausgeglichenheit der Breisgauer. Sowohl zuhause als auch auf fremden Platz wird regelmäßig gepunktet.
Wie sieht das Restprogramm aus?
Zwar müssen die Freiburger von fünf Spielen noch drei auswärts bestreiten, dennoch erscheint das Restprogramm vor dem Hintergrund ihrer Auswärtsstärke machbar. Der VfB Stuttgart, der wohl nur noch dem DFB-Pokal-Endspiel entgegen fiebern dürfte, Bayern München, die vor dem Champions-League-Rückspiel in Barcelona auf die Breisgauer treffen, und die zuhause immer noch sieglosen Fürther stehen auf dem Reiseplan des Sportclubs. In den letzten beiden Heimspielen trifft man auf den FC Augsburg und Schalke 04.
Was sagen die Spieler und Trainer?
Trainer Christian Streich meidet das Wort Europa League wie der Teufel das Weihwassser und ist in diesem Zusammenhang Opfer seines eigenen Erfolgs. Bereits in der Winterpause hatte er vor den negativen Konsequenzen einer europäischen Teilnahme für den SC Freiburg gewarnt. „Wenn ich ans internationale Geschäft denke, müsste ich sogar Angst haben. Vereine die überraschend in einen internationalen Wettbewerb kommen, steigen häufig im darauffolgenden Jahr ab.“ Torschütze Max Kruse ging nach dem Sieg gegen Hannover allerdings ein wenig in die Offensive: „Wir haben jetzt 45 Punkte auf dem Konto und wollen natürlich oben dran bleiben. Wir können hier einiges erreichen mit diesem Team.“
Was schreiben die Lokalmedien?
„SC Freiburg klopft an Tür zur Champions League“, titelte die „Südwest Presse“ nach dem Sieg gegen Hannover. Auch der „SWR“ liebäugelt mit mehr als nur der Europa League. Man ist sich einig, dass bei den derzeitigen Leistungen selbst die Champions League nicht mehr ausgeschlossen ist.
Was denken wir?
Für die Champions League wird es für den SCF am Ende nicht reichen. Wer aber trotz des weiter andauernden Ausverkaufs und dessen medialer Begleiterscheinungen so konstant gute Leistungen abruft, wird sich bei diesem Restprogramm am Ende einen Europa-League-Platz sichern.
6. PLATZ
Eintracht Frankfurt, 42 Punkte, 0 (Tordifferenz)
Wie ist die Form?
Nach einer überragenden Hinrunde des Aufsteigers mit 30 Punkten und Platz Vier scheint der Eintracht die Puste auszugehen. Aus den letzten zehn Spielen gingen die Frankfurter fünfmal als Verlierer vom Feld und lediglich zweimal als Sieger. Vor allem offensiv hakt es bei den aktuell sechstplatzierten Hessen. Momentan profitiert die Mannschaft von Armin Veh in erster Linie von den Patzern der Verfolger.
Wie sieht das Restprogramm aus?
Mit dem Heimspiel gegen Schalke 04 und dem darauffolgenden Derby beim FSV Mainz 05 haben die Frankfurter nur noch zwei Gegner aus der oberen Tabellenhälfte vor der Brust. Ansonsten warten mit Fortuna Düsseldorf, Werder Bremen und dem VfL Wolfsburg durchaus machbare Aufgaben.
Was sagen die Spieler und Trainer?
Noch vor zwei Wochen hatte Trainer Armin Veh nach dem 3:2‑Auswärtssieg in Fürth erstmalig von der Europa League gesprochen: „Wir wollen jetzt natürlich einen Europokal-Platz erreichen, nicht nur Neunter oder Zehnter werden“, sagte er. Die 0:2‑Niederlage beim FC Augsburg scheint ihn zum Umdenken bewogen haben. „An Europa brauchen wir gar nicht erst zu denken“, heißt es nun. Youngster Sebastian Jung beruft sich währenddessen auf die Eichhörnchentaktik. „Wir wollen so viele Punkte wie möglich sammeln, um eine tolle Saison richtig super zu beenden.“
Was schreiben die Lokalmedien?
Der „Hessische Rundfunk“ sieht in puncto Europa League schwarz für die Eintracht. Als Grund für diese pessimistische Ansicht, wird in erster Linie der qualitativ zu dünn besetzte Kader angeführt. Auch die „Frankfurter Neue Presse“ ist skeptisch und schreibt die kommenden Spiele gegen Schalke und Mainz bereits ab.
Was denken wir?
Wir schließen uns unseren Frankfurter Kollegen an. Die Eintracht ist derzeit die lahmste Schnecke und wird dabei zusehen müssen, wie die anderen langsam an ihr vorbeikriechen.
7. PLATZ
Borussia Mönchengladbach, 41 Punkte, ‑3 (Tordifferenz)
Wie ist die Form?
Bislang konnten die Gladbacher in dieser Saison noch nie zwei aufeinanderfolgende Siege einfahren. Nach wichtigen Erfolgen wie gegen Hannover oder Fürth folgte im nächsten Spiel ein herber Rückschlag. Besonders im Spielaufbau und im Herausspielen von Torchancen hapert es bei der Borussia. Zudem wird das Umfeld zunehmend unruhiger.
Wie sieht das Restprogramm aus?
Die nächsten beiden Gegner aus Augsburg und Wolfsburg müssen im Restprogramm der Fohlen-Elf als die vermeintlich leichtesten Gegner gewertet werden. Danach folgen mit dem FC Schalke, dem FSV Mainz und den Bayern drei größere Kaliber. Allerdings darf bezweifelt werden, ob die Bayern in ihrem letzten Saisonspiel auswärts noch einmal an ihre Leistungsgrenze gehen. Denn nur eine Woche später geht es für die Münchener in London eventuell um die Krone der Könisgklasse.
Was sagen die Spieler und Trainer?
Trainer Lucien Favre tritt bereits seit Saisonbeginn als Europa-Miesepeter auf und traut seiner Mannschaft offenbar nur wenig zu. „Wenn wir Ende des vergangenen Jahres nicht einige gute Ergebnisse erzielt hätten, könnten wir jetzt auch woanders stehen“, sagt der Schweizer. Hoffnungsträger Patrick Herrmann hat dagegen den Traum von einer erneuten Europa-League-Teilnahme noch nicht aufgegeben. „Wenn man wie wir diese Spiele erlebt hat, will man mehr davon haben. Es ist alles sehr eng in der Tabelle und noch ist alles möglich.“
Was schreiben die Lokalmedien?
Bereits vor einem Monat bescheinigte die „Rheinische Post“ den Gladbachern, dass es noch nie so einfach war, sich für einen europäischen Wettbewerb zu qualifizieren. Inzwischen soll diese vermeintlich simple Unterfangen zum mentalen Ballast geworden sein. Die Lokalausgabe der „Bild“ bemängelt dagegen den Harmlos-Fußball der Fohlen und glaubt, dass es mit dem aktuellen Leistungsvermögen nicht für Europa reichen wird.
Was denken wir?
Gegen Augsburg und Wolfsburg muss die Borussia zurück in die Spur finden und in beiden Spielen punkten. Eine Aufholjagd gegen Schalke, Mainz und den FC Bayern dürfte für den VfL einem aussichtslosen Unterfangen beikommen.
8. PLATZ
Hamburger SV, 41 Punkte, ‑11 (Tordifferenz)
Wie ist die Form?
Nach dem furiosen Auswärtssieg beim BVB und dem darauffolgenden Erfolg gegen den direkten Konkurrenten aus Mönchengladbach schien der Weg für die Rückkehr auf die internationale Bühne geebnet. Doch das 2:9‑Debakel in München und zwei bittere Heimniederlagen gegen Ausgburg und Freiburg ließen den Traum von Europa vorerst platzen. Mit dem Auswärtserfolg im letzten Spiel in Mainz landete der HSV jedoch auch fußballerisch einen echten Befreiungsschlag.
Wie sieht das Restprogramm aus?
Neben Eintracht Frankfurt haben die Hamburger das nominell einfachste Restprogramm. In den restlichen fünf Partien muss der HSV zwar noch gegen die Champions-League-Aspiranten aus Gelsenkirchen und Leverkusen ran, doch in den Spielen gegen Düsseldorf, Wolfsburg und Hoffenheim kann der Grundstein für das internationale Geschäft gelegt werden.
Was sagen Spieler und Trainer?
Thorsten Fink übt sich nach den letzten Wochen in Demut und will den Druck von seiner Mannschaft nehmen. „Natürlich wäre es schön. Aber ich schiele nicht darauf“, sagt der Hamburger Coach nach den zuletzt großen Formschwankungen. Auch im Spielerlager ähneln sich die Meinungen. Tolgay Arslan fasst die Gefühlslage stellvertretend zusammen: „Wir haben hier vor ein paar Wochen mal angefangen, von Europa zu sprechen. Das hat uns offenbar nicht gut getan. Deshalb lassen wir das jetzt mal.“
Was schreiben die Lokalmedien?
Die „Hamburger Morgenpost“ ist ein wenig euphorischer und sieht den HSV nach dem Erfolg in Mainz wieder in unmittelbarer Schlagdistanz. „Der HSV hat noch eine Chance. Auch, weil in der Woche vor dem Mainz-Spiel mit dem Kapitänswechsel und einer knallharten Ansprache von Trainer Thorsten Fink an die Mannschaft richtige Maßnahmen getroffen wurde.“
Was denken wir?
Gelingt es die Heimschwäche abzustellen und endlich auch einmal gegen die „Kleinen“ der Bundesliga zu punkten, kann der HSV von seinem Restprogramm profitieren und eine Saison voller Höhen und Tiefen mit der Europa League beenden.
9. PLATZ
1.FSV Mainz 05, 39 Punkte, +2 (Tordifferenz)
Wie ist die Form?
Dass der Rückstand auf den Tabellensechsten nur drei Punkte beträgt, haben die Mainzer in erster Linie ihren Konkurrenten zu verdanken. Die Rheinhessen hielten sich in der Rückrunde bislang nur mit Unentschieden über Wasser und kamen zu lediglich zwei Siegen. Derzeit ruhen die gesamten Hoffnungen der 05er auf dem erst 20-jährigen Newcomer Shawn Parker.
Wie sieht das Restprogramm aus?
Neben Borussia Dortmund warten mit Frankfurt, Hannover, Gladbach und Stuttgart ausschließlich direkte Konkurrenten. Einerseits das wohl schwerste Restprogramm, andererseits sind im Erfolgsfall große Sprünge möglich.
Was sagen Spieler und Trainer?
Nach dem enttäuschenden Auftritt im letzten Heimspiel gegen den HSV wollen auch die Mainzer nichts mehr von der Europa League wissen. Verteidiger Nicolce Noveski beklagt den aktuellen Fitnesszustand seiner Mannschaft und kritisiert damit indirekt Trainer Thomas Tuchel: „Wir sind im Moment nicht richtig in Schuss, gewinnen kaum Zweikämpfe. Es kann sein, dass uns Kraft fehlt.“ Tuchel hält erwartungsgemäß dagegen und stellt die Leistungsbereitschaft der Spieler in Frage: „Die Belastungssteuerung stimmt. Wer besondere Ziele hat, sollte besondere Leistungen bringen.“
Was schreiben die Lokalmedien?
Die Mainzer „Rhein-Zeitung“ sieht keinen Grund, bereits jetzt schon im Kampf um Europa aufzustecken. Wichtiger sei es aber in erster Linie, einen Platz in der oberen Tabellenhälfte zu sichern, um von höheren TV-Geldern profitieren zu können.
Was sagen wir?
Aufgrund der anhaltenden Formkrise und der zunehmenden atmosphärischen Störungen am Bruchweg, ist bei dem schweren Restprogramm nicht mehr viel drin.
10. PLATZ
Hannover 96 , 38 Punkte, +1 (Tordifferenz)
Wie ist die Form?
In Hannover bröckeln langsam aber sicher die Erfolgspfeiler der vergangenen Jahre. Der einst so erfolgreichen Offensivabteilung um Mohammed Abdellaoue, Mame Diouf, Didier Ya Konan und Jan Schlaudraff gehen die Tore aus. Und Sportdirektor Jörg Schmadtke reagierte nach den ständigen Unruhen um seine Person in dieser Woche mit seinem Rücktritt.
Wie sieht das Restprogramm aus?
Geht es nach der Heimtabelle, ist Hannover ein Platz im internationalen Geschäft sicher. Deshalb können die drei verbleibenden Heimpartien zum Vorteil werden. Auch die Gegner erscheinen insgesamt mit Ausnahme von Bayern München und Bayer Leverkusen nicht allzu schwer. Allerdings müssten bei aktuell vier Punkten Rückstand Mainz 05, die SpVgg Greuther Fürth und Fortuna Düsseldorf fast schon allesamt bezwungen werden, um doch noch vorrurücken zu können.
Was sagen Spieler und Trainer?
Im Gegensatz zu seinen Trainerkollegen hat 96-Coach Mirko Slomka das Selbstvertrauen noch nicht verlassen: „Die Chancen werden geringer und wir sollten keine Ansprüche anmelden, aber man kann immer eine Serie starten und sollte deshalb nicht aufgeben.“ Christian Schulz ist weniger optimistisch: „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es noch nach Europa geht, auch wenn es noch eine kleine rechnerische Möglichkeit gibt.“
Was schreiben die Lokalmedien?
Die „Hannoversche Allgemeine“ spricht von einem trostosen Bild der Mannschaft, die mit den derzeitigen Leistungen nichts im internationalen Wettbewerb zu suchen habe. Als Hauptverantwortliche gelten vorherige Leistungsträger wie Mame Diouf, Sergio Pinto oder Jan Schlaudraff, die allesamt ihrer Form hinterher laufen.
Was denken wir?
Vier Punkte Rückstand, interne Querelen und die halbe Mannschaft im Formtief -– Hannover muss in dieser Saison wieder einen kleinen Rückschlag hinnehmen und verpasst die dritte internationale Teilnahme in Serie.