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Hayco war schon mal Fuß­baller. Früher, in seinem anderen Leben. Fuß­ball, sagt Hayco, war Frei­heit. Und Ablen­kung. Ein ganzes Trai­ning lang kein Stress, keine Ängste, kein Morgen. Nur laufen, schießen und schwitzen. Und nach den Duschen ein kaltes Bier. Oder zwei, manchmal drei, viel­leicht mal mehr. Aber das war okay für Hayco. Er hatte sein Leben ja im Griff.

Heute würde das kalte Bier Hayco ver­mut­lich umbringen.

Jun­kies gegen Alko­ho­liker, Fuß­baller gegen Fuß­baller

Hayco ist jetzt 41 Jahre alt und Alko­ho­liker. Tro­ckener Alko­ho­liker, ent­giftet und durch­the­ra­piert. Aber Alko­ho­liker bleibt man ein Leben lang. Jeder Tag ohne Alkohol ist eine Her­aus­for­de­rung. Nicht nur, weil Men­schen wie Hayco den Griff zur Fla­sche gebraucht haben wie andere den Gang zur Toi­lette. Son­dern weil schon ein Glas aus­rei­chen kann, um wieder ins alte Leben zurück­ge­spült zu werden.

Hayco will das um jeden Preis ver­hin­dern. Auch des­halb spielt er wieder Fuß­ball. Seine Mann­schaft ist die der Hartmut-Spittler-Fach­klinik aus Berlin. Sein Wett­be­werb ist die Ber­liner Dro­gen­liga, eine Liga, zusam­men­ge­setzt aus den ver­schie­densten Ein­rich­tungen der Haupt­stadt. Jun­kies gegen Alko­ho­liker, Fixer gegen Süch­tige. Noch viel besser: Fuß­baller gegen Fuß­baller. Doch dazu später mehr. Erst einmal erzählt Hayco seine Geschichte. Gerade ist Trai­ning, in einer Ber­liner Soc­cer­halle rennen seine Jungs über den Kunst­rasen, Hayco braucht eine Pause.

Er trank einen Kasten Bier in zwei Stunden

Früher war Hayco Auf­zugs­mon­teur. Klingt harmlos, aber irgend­wann begann der Job Hayco auf­zu­fressen. Der stän­dige Ter­min­druck, das Gefühl, für alles ver­ant­wort­lich zu sein, die Angst, Pro­bleme nicht lösen zu können – es war keine unmensch­liche Situa­tion, die Hayco an die Fla­sche trieb, son­dern eine allzu all­täg­liche. Ein paar Bier zum Fei­er­abend, zum Run­ter­kommen.

Hayco trank bald einen Kasten in nur zwei Stunden. Er soff, wenn er als Bei­fahrer auf dem Weg zum nächsten Pro­blem war. Soff, wenn er in der S‑Bahn Rich­tung Lich­ten­berg saß. Pro Halt ein Bier. Fünf Sta­tionen gleich fünf Pils. Am Bahnhof kaufte er sich Weg-Bier. Machte Halt in der Stamm­kneipe. Dann im Super­markt. Und tauchte schließ­lich sturz­be­trunken zu Hause auf.

So konnte das nicht weiter gehen. Fand Haycos Frau und zwang ihn – Ich oder die Sau­ferei“ – 2012 zu seiner ersten Ent­gif­tung. Hayco wollte ja, aber der Alkohol ist ein feiges Schwein. Er zieht sich zurück, gibt dir das Gefühl, ihn besiegt zu haben – und schlägt dann mit aller Härte zurück.

2013 ver­suchte es Hayco sogar zweimal inner­halb eines Jahres und verlor erneut den Kampf. Immer das gleiche Trau­er­spiel: zwei, drei Monate fühlte sich Hayco gut, dann okay, dann nicht mehr ganz so okay, irgend­wann saß er wieder am Bahnhof Lich­ten­berg und stürzte sich die halben Liter rein. Prü­gelte sich im Suff, legte sich mit der Polizei an, fuhr schwarz, wurde erwischt und machte eine Szene.

2014 schlug Hayco in der Hartmut-Spittler-Klinik auf: Ich gehe hier nur weg, wenn ich eine Lang­zeit­the­rapie bekomme.“ Von seinen beiden letzten Bieren vor der The­rapie machte Hayco ein Foto, pos­tete es auf Face­book und schrieb dazu: Die letzten 2!“ Bis heute sind es die letzten beiden geblieben.