Aaahhh, endlich geht die Bundesliga wieder los und – upps, vorbei. Zumindest, was die Spannung in der Meisterschaft angeht. Aber auch abseits des nicht stattfindenden Titelrennens ist ja einiges los. Unsere 11 des Spieltags wärmt sich an der roten Laterne.
Mario Götze
Der unbeliebte „11FREUNDE-Stimmungskiller in kratzigem Baumwollstretch“ geht diese Woche an Bayerns – nein, nicht Arjen Robben – sondern an Mario Götze. Münchens fußballspielendes Justin Bieber-Double sorgte mit seinem frühen Führungstor gegen Mönchengladbach für eine backpfeifenartige Ernüchterung bei all jenen, die noch zarte Hoffnungen auf eine interessante Rückserie hatten. Mit Götzes Führung war bereits nach schlanken sieben Minuten klar, dass die Bayern den Sieg verwalten und niemand dem FCB in dieser Saison noch gefährlich werden würde. Und während in den dunkelsten Ecken unserer Hirne der unsägliche Bayern-Torjubel losdöödödödödödöödööööte und auf unserem inneren Münchner Rathausbalkon in Lederhosen gemiasanmiat wurde, wurde es in der Gladbacher Arena noch ein paar Grad kälter. Und auch überall sonst in Fußballdeutschland außerhalb Bayerns. Nur die Münchner wärmten sich am Glanz ihrer achistdochauchegal-ten Meisterschaft, die ihnen nicht mehr zu nehmen sein wird.
Jürgen Klopp
Wenn wir schon beim Preiseverteilen sind, möchten wir den praktischen „11FREUNDE- Holzschemel zum Mäusemelken“ an Dortmunds Trainer Jürgen Klopp vergeben, dessen Stammpersonal in dieser Saison schneller zusammenschrumpft als Markus Lanz Beliebtheitswerte. Der Kreuzbandriss von Jakub Blaszczykowski, dem wir an dieser Stelle gute Besserung wünschen, ist bereits die x‑te schwere Verletzung eines Dortmunder Spielers, Jürgen Klopp hat mittlerweile weniger Auswahl als ein Veganer beim wöchentlichen Schlachtabfall-All-you-can-eat-Montag bei unserem Fleischer um die Ecke. Dass der Titel eh schon futsch ist, ist klar, wenigstens sind die direkten Konkurrenten um die Champions-League-Plätze ähnlich holprig in die Rückrunde gestartet. Juhu. Bzw.: Schnarch.
Sven Bender
Erst vorne einen rein, hinten dann auch – was nach einem gemütlichen Couch-Abend bei den Schaffraths klingt, ist tatsächlich die Kurzzusammenfassung von Sven Benders samstäglichen Arbeitstag. Dortmunds unverwüstlicher Nasenbein-inator schoss im Spiel gegen Augsburg erst das Tor zum 1:0, in der zweiten Hälfte hielt er allerdings ziemlich ohne Not sein Bein in eine Flanke der Augsburger und sorgte so für das zwischenzeitliche 1:1. Ärgerlich, denn der FCA war in diesem Spiel bis dahin in etwa so chancenlos wie ein Farbenblinder beim Uno-Spielen. Erst nach Benders Eigentor fing sich der FCA ein wenig und ergaunerte sich in Dortmund schließlich einen Punkt. Was auch an …
…Dong-Won Ji…
lag. Denkt man in Klischees – und selbstverständlich tun wir das – sind Südkoreaner höfliche, zuvorkommende Menschen. Sie nicken oft freundlich und wenn man sie einlädt, bringen sie ein Gastgeschenk mit. Oder so ähnlich. Augsburgs Dong-Won Ji bestätigte am Samstag nun unsere Klischees, als er bei seinem zukünftigen Arbeitgeber in Dortmund eingewechselt wurde und kurz darauf eine Flanke freundlich ins Tor nickte. Ein Gastgeschenk zum 2:2, auf das der BVB gut hätte verzichten können. Aber wie heißt es so schön: Einem geschenkten Dong schaut man nicht in den Won. Oder so ähnlich.
Tayfun Korkut
Herzlich Willkommen in der Bundesliga, Tayfun Korkut, und einen geistigen Fistbump für den bosshaften Einstand gleich hinterher. Gegen den ungeliebten, neureichen Nachbarn aus Wolfsburg, der nach dem jüngst erfolgten Fantasietransfer von Kevin de Bruyne bereits auf dem Weg in die Weltspitze schien, schüttelte Korkuts abstiegskämpfende Mannschaft nämlich einfach mal einen 3:1‑Sieg aus dem Ärmel. Und während man sich in der Wolfsburger VIP-Loge gefrustet noch einen Geldschein-tini mixte, mit einem weiteren Brueghel das Kaminfeuer schürte und innerlich bereits den Mount Magath neu aufschüttete, fuhr Hannovers bis vor wenigen Wochen nur Insidern bekannte Neu-Trainer mit einem völlig unerwarteten Auftaktsieg zurück nach Hause. Einen ähnlich überraschenden Erfolg legte zuletzt eine junge Bremer Psychologiestudentin in den sozialen Medien hin. Mit dem Unterschied, dass Korkut keinerlei dämliche Binsenweisheiten von sich gab.
Mirko Slomka
Klasse bewiesen in Wolfsburg übrigens nicht nur die 96er, sondern auch die Ex-96er. Bzw. einer, namentlich Hannovers Ex-Trainer Mirko Slomka, der den Überraschungssieg seiner ehemaligen Schützlinge auf der Tribüne verfolgte und seine ehrliche Freude über den Ausgang des Spiels zeigte. Schnüff. So viel Empathie bewegte uns Schmalzos natürlich sehr, weswegen wir die ein oder andere Träne verdrückten und uns gerührt mit einem Hannoveraner Arbeitsvertrag die Nase putzten. Wenn jede Trennung so harmonisch verliefe wie die von Slomka und seinem Team, im Hause Matthäus stünden an Weihnachten vier Gedecke mehr auf der Tafel.
Kevin de Bruyne
Kondolieren möchten wir an dieser Stelle Kevin de Bruyne, denn am Samstag dürfte ihm schlagartig klar geworden sein, wo genau er sich da jetzt befindet: Im nasskalten, unglamourösen, wolfsburgerigen Rennen um die grauen Europa-League-Plätze und nicht etwa, wie der Blätterwald nach De Bruynes Verpflichtung hektisch rauschte, in einem gloriosen VW-Superteam, das den Bayern Paroli bietet. Denn während De Bruyne vom „Sky“-Kommentator kontinuierlich „De Brönne“ genannt wurde und irgendwo in Wiesbaden Rolf Töpperwien ein trotziges „Andröhsen“ in einen viel zu teuren Piccolo murmelte, präsentierte sich der VfL um seinen neuen Star wie man ihn seit Jahren kennt: Graumäusig und mittelmäßig, irgendwie traurig und ein bisschen egal. Na gut, bis auf diese eine, naja, Sache damals, 2009.
Gertjan Verbeek
Der eigentliche Gewinner beim 4:0 der Nürnberger gegen Hoffenheim am Samstag war nicht in erster Linie der FCN sondern zuvorderst der „Verband Deutscher Bartclubs“ (den es tatsächlich gibt). Verbeeks trauriger Gesichtsflaum, den er sich so lange stehen lassen wollte, bis sein Team mal wieder ein Spiel gewann, war der klapprige VW Jetta im stolzen Fuhrpark der Gesichtsbehaarung und um ein kräuseliges Barthaar hätte es Verbeek im Alleingang geschafft, so etwas edles und bewundernswertes wie den guten alten Vollbart uncool zu machen. Gerüchten zufolge war die in ihrer Ehre verletzte Holzfäller-Innung kurz davor, eine Online-Petition zu starten, wo auch wir Redaktions-Nacktbacken, die wir nicht über den Mopedfahrer-Schnauzflaum hinauskommen, uns ohne zu Zögern eingetragen hätten. Für die gute Sache. Was wir aber nun nicht mehr müssen, dem Nürnberger Sieg sei Dank.
Josip Drmic
Gegen die TSG erwischte der Club einen absoluten Sahnetag – passend zur ReTorte, die die Gäste mitgebracht hatten. Mit zwei Toren stach dabei Nürnbergs Stürmer Josip Drmic heraus. Der Schweizer scheint uns ein zielstrebiger Mann zu sein. In seinem Nachnamen verzichtet er auf unnötige Vokale, auf dem Platz zieht es ihn möglichst direkt zum Tor, passend dazu trägt er eine schneidig-kantige Frisur, an der man seine Küchenmesser neu schärfen könnte. Insbesondere sein zweites Tor zum 4:0 hat es uns angetan. Drmic nahm den Ball im Sprung mit der Brust an, zog aus spitzem Winkel ab und schon war die Murmel drin. Bzw. drm, *husthust*.
Benedikt Saller
Auch Benedikt Saller dürfen wir in der Bundesliga begrüßen. Der Mainzer Nachwuchsmann erzielte kurz nach seiner Einwechslung in Stuttgart sein erstes Bundesliga-Tor, das gleichbedeutend mit dem wichtigen Mainzer 2:1‑Sieg in Stuttgart war. Wir in der Redaktion haben uns gleich doppelt gefreut, denn Saller trägt den selben Namen wie unser exklusiver Ballonseide-Ausstatter, der auf dem Gängen der Redaktion für coole Looks und statisches Knistern sorgt. Mit so einem Namen muss der Mann einfach gut sein.
Klaas-Jan Huntelaar
Tja, kein Bundesligaspieltag ohne die obligatorische „Ausgerechnet“-Geschichte. Beim Spiel des HSV gegen Schalke war es nämlich „ausgerechnet“ Klaas-Jan Huntelaar, der die Knappen 1:0 in Front schoss. „Ausgerechnet“ deshalb, weil beim Blick auf Huntelaars Krankenakte selbst Mehmet Scholl reflexhaft zum Blumenladen geht, um dem Mann ein Mitgefühls-Bouquet zuzuschicken. Nun konnte Huntelaar nach langer Verletzungspause also endlich wieder spielen und brachte die Schalker mit seinem Treffer direkt auf die Siegerstraße. Nach exakt fünfeinhalb Monaten Pause, um genau zu sein. Das haben wir „ausgerechnet“.