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Umringt von Kameras und Mikro­fonen lüf­tete Damián Albil sein Hemd und deu­tete mit dem Finger auf den blut­un­ter­lau­fenden Abdruck auf seiner linken Brust. Hier habe ich einen Tritt abbe­kommen“, sagte der Tor­hüter des argen­ti­ni­schen Erst­li­gisten Club Atlé­tico Tigre. Es war der sicht­bare Beweis einer skan­da­lösen Nacht in Bra­si­liens Metro­pole São Paulo, in der eigent­lich die Krö­nung des dies­jäh­rigen Cham­pions der Copa Suda­me­ri­cana“ im Mit­tel­punkt hätte stehen sollen. Statt­dessen eska­lierte die Gewalt.
 
Im ersten Durch­gang des Rück­spiels des Copa-Finales war es zunächst auf dem Rasen des Sta­dions Mor­umbí hek­tisch geworden. Nach dem tor­losen Hin­spiel in der argen­ti­ni­schen Haupt­stadt Buenos Aires vor einer Woche befand sich der gast­ge­bende FC Sao Paulo durch die Tore von Lucas, der im Januar für 43 Mil­lionen Euro zu Paris St. Ger­main wech­selt, und Osvaldo auf der Sie­ger­straße. Tigre stand dem hoch­über­le­genen Gegner hilflos gegen­über und wusste sich oft nur durch über­hartes Ein­steigen zu helfen. Sie sind hier­her­ge­kommen, um zu kämpfen, nicht um zu spielen“, monierte Sao Paulos Kapitän und Keeper Rogerio Ceni.

Minu­ten­lange Tumulte auf dem Spiel­feld
 
Ein rüdes Foul von Tigre-Ver­tei­diger Lucas Orban an Sao Paulos Tor­schützen Lucas löste kurz vor der Halb­zeit minu­ten­lange Tumulte auf dem Spiel­feld aus. Von einem Ell­bo­gen­schlag im Gesicht getroffen, musste Lucas den Rasen blut­über­strömt ver­lassen. Der Übel­täter kam ohne Ver­war­nung davon. Der über­for­derte Schieds­richter Enrique Osses aus Chile ließ die Partie wei­ter­laufen. Die 70.000 Zuschauer auf den Rängen tobten vor Wut. 
Mit erhitzten Gemü­tern ging es in die Kabinen. Was die Spieler von Tigre dort erwar­tete, bezeich­nete der Sicher­heits­chef der Argen­ti­nier, Rubén Pas­quini, später als Hin­ter­halt“. Polizei und Ordner hätten in den Kata­komben bereits auf das Team gewartet. Es folgten wüste Schlä­ge­reien, bei denen nach Aus­sagen der Betei­ligten auch Schlag­stöcke und Waffen ein­ge­setzt wurden.

Sie hatten Revolver gezückt. Das sind Schisser!“
 
Als seine Spieler sich schließ­lich in die Kabine gerettet hatten, trat Tigre-Trainer Nestor Goro­sito fas­sungslos vor die Mikro­fone und erklärte: Sie hatten Revolver gezückt. Das sind Schisser! So kommen wir nicht zum Spielen auf den Platz zurück.“ Das Finale war damit beendet. Unge­achtet der Pro­teste der Argen­ti­nier erklärte der süd­ame­ri­ka­ni­sche Ver­band Con­mebol“ São Paulo zum Sieger.

Wäh­rend auf dem Rasen die Sie­ger­party begann, der Kon­fet­ti­regen auf die Ränge nie­der­pras­selte und Feu­er­werks­körper am Nacht­himmel auf­stiegen, herrschte im Sta­di­on­in­neren Fas­sungs­lo­sig­keit.
 
Blut an den Wänden. Dazu Platz­wunden im Gesicht und blaue Fle­cken. Gezeichnet von den Aggres­sionen, ver­suchten die geschockten Argen­ti­nier das Chaos in Worte zu fassen. Was wäre pas­siert, wenn sich in dem Gewühl ein Schuss gelöst hätte? Dass es hier keinen Toten gab, ist reiner Zufall“, sagte Tigres Co-Trainer Jorge Borelli.
 
Tor­hüter Martín Gal­ma­rini trug eine Wunde am Arm davon, die mit meh­reren Sti­chen genäht werden musste. Sie haben uns ver­dro­schen“, erhob er schwere Vor­würfe gegen die bra­si­lia­ni­schen Sicher­heits­kräfte.

Nie zuvor hatte der kleine Klub aus dem Groß­raum von Buenos Aires ein inter­na­tio­nales Finale bestritten. Was der größte Tag der Ver­eins­ge­schichte hätte werden sollen, geriet am Ende zum Alb­traum. Dieser hatte jedoch nicht erst mit dem Eklat in der Halb­zeit­pause begonnen.
 
Bereits bei der Ankunft im Sta­dion Mor­umbí hatten Anhänger vom FC Sao Paulo den Mann­schaftsbus von Tigre atta­ckiert. Scheiben gingen zu Bruch. Sie haben Steine und Bier­fla­schen auf uns geworfen“, berich­tete Gal­ma­rini. Später sei man daran gehin­dert worden, zum Warm­ma­chen auf den Rasen zu treten. Seit unserer Ankunft in Bra­si­lien haben sie uns schlecht behan­delt“, sagte er kon­ster­niert. Auch bei der Her­aus­gabe des vorher zuge­si­cherten Kon­tin­gents an Ein­tritts­karten für die Gäs­te­fans hatten sich die Ver­ant­wort­li­chen des FC Sao Paulo bis unmit­telbar vor Spiel­be­ginn quer­ge­stellt.

Ein dop­pelter Grund zum Feiern

Beim Sieger Sao Paulo wollten man sich hin­gegen die Fei­er­laune über den erst­ma­ligen Gewinn der Copa Suda­me­ri­cana“ durch die Zwi­schen­fälle nicht trüben lassen. Im Gegen­teil. Trainer Ney Franco schob den Gästen gar eine Teil­schuld an den Vor­komm­nissen zu. Die haben das selbst auf eine feige Art und Weise ange­zet­telt. Sie sind schlecht erzogen“, sagte er. Sao Paulos Prä­si­dent Juvenal Juvencio wurde noch deut­li­cher. Wir haben heute dop­pelten Grund zum Feiern: Die Flucht der Argen­ti­nier und unseren gran­diosen Tri­umph.“
 
Unter­dessen kün­digte Tigre-Funk­tionär Sergio Massa Pro­test gegen die Wer­tung des Spiels an. Man habe eine Video­auf­zeich­nung von Schieds­richter Osses, in der dieser sagt, er werde die Partie abbre­chen, so Massa. Später hat er das Finale dann für beendet erklärt. Eine Ver­rückt­heit“, erboste er sich. Massa kün­digte an, nun den argen­ti­ni­schen Fuß­ball­ver­band AFA ein­schalten zu wollen.