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Selten haben sich deut­sche Poli­tiker auf die Seite von Ultras gestellt. Mit Gesetzen für Recht zu sorgen, wie es Auf­gabe der Politik ist, lässt sich nur schwer mit der For­de­rung der Ultras nach Selbst­be­stim­mung in den Fan­kurven ver­ein­baren. Umso erstaun­li­cher, dass es nach dem Cham­pions-League-Hin­spiel der Bayern in Turin zu einer sel­tenen Allianz kam: Der CSU-Abge­ord­nete Chris­tian Bern­reiter pochte in einem offenen Brief an Angela Merkel auf die Rechte von fünf inhaf­tierten Bayern-Ultras. Wäh­rend die Juve-Fans heute ent­spannt ins Sta­dion ein­ge­lassen werden, beschäf­tigt das Hin­spiel die Münchner Fan­szene bis heute.

Was war pas­siert?

CSU-Poli­tiker Bern­reiter war als einer der 2 000 Gäs­te­fans zum Spiel nach Turin gereist und wurde wie viele andere Fans an diesem Abend auch Opfer von mas­siver Poli­zei­ge­walt. Es waren unglaub­liche Vor­gänge“, schrieb Bern­reiter, Leib und Leben waren in Gefahr.“

Am Ein­lass wurde geschubst, Poli­zisten würgten und drängten ein­zelne Fans an Zäune. Der Ein­lass wurde zum Fiasko. Und dass trotz der per­so­na­li­sierten Tickets, die in Ita­lien üblich sind und für mehr Sicher­heit sorgen sollen. Im Vor­feld bot der Verein zusammen mit dem FC Bayern an, per­so­na­li­sierte Gäs­te­karten auf einen anderen Namen umschreiben zu lassen. Bern­reiter besaß eines dieser Tickets. Weil die Ordner und die Polizei am Ein­gang aber diese Fans zunächst abwiesen, bil­deten sich lange Schlangen. Bern­reiter und viele andere warten fast drei Stunden bis sie ein­ge­lassen werden. Das Spiel lief bereits. 

Wir wussten, dass es stressig werden würde“

Für Sta­di­on­be­su­cher, die mit den ita­lie­ni­schen Ver­hält­nissen nicht ver­traut sind, waren vor allem die Ein­lass­kon­trollen unge­wohnt: Viele Fans mussten Hosen auf­ma­chen, Schuhe aus­ziehen und vor den Poli­zisten knien. Nach drei Stunden War­te­zeit einigten sich Polizei, Ord­nungs­dienst und die mit­ge­reisten Ordner des FC Bayern auf eine Lösung: Die­je­nigen mit einer umge­schrie­benen Karte filmte die Polizei zusammen mit dem Per­so­nal­aus­weis ab. Erst dann ließen sie die Zuschauer rein. So schil­dert es Simon Müller von der Schi­ckeria. 

Wir wussten von den ver­gan­genen Besu­chen, dass es stressig werden würde“, sagt Müller. Als bei einem der Ultras das Trans­pa­rent der Schi­ckeria in einem Ruck­sack ent­deckt wurde, brach Hektik aus. Zuvor wurde bereits eine andere Fahne, die nicht rein­kommen durfte, wieder über den Zaun raus­ge­worfen. Es gehe um die Sym­bolik, sagt Simon Müller: Trom­meln, Trans­pa­rente und Fahnen sind Aus­druck unserer Fan­kultur, die sich an ita­lie­ni­schen Kurven ori­en­tieren. Das wollen die Behörden ver­hin­dern.“

Jeder Bay­ernfan wurde schi­ka­niert“

Fünf Bay­ern­ul­tras wurden fest­ge­nommen und 48 Stunden in Unter­su­chungs­haft behalten. Ihnen wird Gewalt, Bedro­hung und Wider­stand gegen die Polizei in beson­ders schwerem Fall vor­ge­worfen. Mitt­ler­weile sind sie wieder frei, warten aber noch auf ein Ver­fahren im April, bei dem sie ver­mut­lich ein Sta­di­on­verbot für ita­lie­ni­sche Mann­schaften bekommen werden. Die Ultras der Bayern und viele andere Fan­klubs harrten beim Hin­spiel in den Kata­komben aus bis alle den Weg ins Sta­dion gefunden haben und schweigen aus Pro­test bis zur Mitte der ersten Halb­zeit. Jeder Bay­ernfan wurde schi­ka­niert“, sagt Müller.