Der Regionalligist Sportfreunde Siegen steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Also schauten fast tausend Anhänger zum Aufmuntern beim Training vorbei.
Wenn Fußballfans überraschend beim Training ihrer Mannschaft vorbeischauen, ist das oft kein gutes Zeichen. In der Regel wird dann nämlich gegen schlechte Leistungen protestiert und mit pathetischen Plakaten mehr Einsatz von den Spieler gefordert. Als sich jedoch am vergangenen Mittwoch, bei Nebel und Kälte über 800 Fans am Trainingsplatz der Sportfreunde Siegen einfanden, war das ganz im Gegenteil ein Zeichen der Solidarität.
Die hat der Regionalligist derzeit ziemlich nötig, dem Klub ist der langjährige Hauptsponsor Manfred Utsch abgesprungen, der über Jahrzehnte den Großteil des Jahresetats abgedeckt hatte. Die Suche nach neuen Geldgebern gestaltet sich schwierig. Ende des Monats soll ein Runder Tisch mit Vertretern von Stadt und Wirtschaft neue Möglichkeiten ausloten. Auch ein neuer Trikotsponsor wurde bereits gefunden, die „Südwestfalen Agentur“, ein Verbund mittelständischer Unternehmen aus der Region.
Eine opulente Pyroeinlage – von der Vereinsführung genehmigt
Dennoch werden die kommenden Monate ein Ritt auf der Rasierklinge, was nun die Anhänger zur einigermaßen spontanen Stippvisite am Trainingsgelänge veranlasste.
Und so versammelten sich 800 Anhänger auf den Stufen, applaudierten, sangen und nebelten nebenbei den Platz mit einer opulenten pyrotechnischen Darbietung ein. Die hatte der Klub ausdrücklich genehmigt, wie Geschäftsstellenleiter Jens Schneider betont: „Wir freuen uns wirklich sehr, dass so viele Fans gekommen sind. Das gibt dem Klub natürlich Rückenwind.“ Ähnlich gerührt zeigt sich auch Bürgermeister Steffen Mues: „An einem stinknormalen Trainingsabend kommen so viele Fans. Das zeigt mir, dass das kein normaler Verein ist.“
Organisiert hatte den Besuch das Bündnis aktiver Sportfreunde-Fans (BASF). Darin sind etwa 130 bis 150 engagierter Supporter organisiert, schätzt Aktivist Jörg Höfer. Das Zuschauerpotential der Sportfreunde ist jedoch weitaus größer. Als die Siegener um das Jahr 2000 herum in der damals drittklassigen Regionalliga West/Südwest kickten, kamen regelmäßig 6000 Zuschauer ins Leimbachstadion. Und zu Auswärtsspielen, etwa zu Viktoria Köln, füllt das Bündnis auch heute mühelos drei Busse.
„Nicht jedes Mal das große Zittern!“
Höfer und seine Kollegen wollten nun zeigen, dass ihnen das Schicksal des Klubs zu Herzen geht. Also verteilten sie am Wochenende zuvor 35.000 Flyer in der Stadt, ein Fan hatte zuvor aufwendig per Routenplaner die Verteilstrecken festgelegt. Dass dann abends tatsächlich 800 Fans aufmarschierten, hatten die Anhänger nicht erwartet. Wie es nun weitergehen wird, weiß auch Höfer nicht. Er sähe es am liebsten, würde sich das Sponsoring des Klub künftig auf mehrere Firmen verteilen, „damit nicht jedes Mal im Frühjahr das große Zittern losgeht, ob der Hauptsponsor weitermacht!“
Bis es soweit ist, wollen Höfer und die anderen Anhänger weiter für die Rettung des Klubs kämpfen. Mit Videobotschaften verdienter Ex-Kicker, der Wand „1000 Freunde“ am Stadion und, wenn es sein muss, auch mit weiteren Besuchen beim Sportfreunde-Training.